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ist jüngeren Ursprungs. Erst die am 23. Juni 1821 unter den Userstaaten abgeschlossene
Elbeschiffahrtsacte brachte die Schiffahrt auf diesem Flusse zu größerer Entfaltung.
Diese Convention bestimmt in Ausführung der Bestimmung der Wiener Congreßacte vom
9. Juni 1815, daß die Schiffahrt auf dem Elbestrom von der Stelle der Schiffbarkeit
des Flusses bis an das Meer unter Beseitigung aller Stapel- und Umschlagrechte frei und
Jedermann gestattet sein solle, der mit geeigneten Fahrzeugen versehen von seiner Landes-
obrigkeit dazu die Erlaubniß erhalten habe. Im Jahre 1822 entstand zur Herstellung
einer directeu Schiffahrtsverbiuduug zwischen Prag und Hamburg die Prager Segel-
schiffahrtsgesellschaft; am 1. Mai 1841 erfolgte in Karolinenthal bei Prag der Stapellauf
des Dampfers „Bohemia" zur Vermittlung des Personenverkehrs zwischen Prag und
Dresden. Indeß wurde seit Eröffnung der Bahnlinie Prag-Bodenbach der Dampfer-
betrieb auf der Moldau wieder eingestellt und es besteht gegenwärtig nur auf der Elbe
von Leitmeritz bis Tetfchen der von der böhmisch-sächsischen Dampfschiffahrtsgesellschaft
betriebene Paffagier-Dampferverkehr.
Unter der Regierung Seiner Majestät des Kaisers Franz Joseph I. erfolgt die
Vornahme größerer Regulirungsarbeiten an der Elbe, der Bau von Hafenanlagen in
Rofavitz und Aussig, die Herstellung von Umschlagplätzen in Aussig, Rosavitz und
Laube. Es erfolgt die Einführung von Schlepp- und Kettendampfern, es entsteht die
österreichische Nordwest-Dampfschiffahrtsgesellschaft. Welch ein gewaltiger Fortschritt!
Während im Jahre 1822 der Elbeverkehr nur 19.710 Tonnen (zu 1000 Kilo) betrug,
belief sich im Jahre 1890 der Gesammtverkehr auf 3,010.679 Tonnen. Die Haupt-
verkehrsgüter siud Mineralkohle, Zucker, Getreide, Hülsenfrüchte, Obst, Salz, Baumwolle
und Petroleum. Die interessante Statistik des böhmischen Braunkohlenverkehrs ergibt,
daß im Jahre 1890 von Aussig 5343 Kohlenschiffe mit einem Ladungsgehalt von
1,681.812 Tonnen abgelassen worden sind.
Im Anschluß an die Regnlirnng der Elbe wurden auch in der Moldau von Prag
bis Melnik die zur Hebung der Schiffahrt nöthigen Arbeiten ausgeführt, ein neuer Hafen
sammt Umschlagplatz in Holesovitz bei Prag hergestellt und die Erweiterung des
Hafens in Karolinenthal in Angriff genommen. In der durch Prag sich hinziehenden
Moldaustrecke ist der Verkehr durch die hier bestehenden vier Wehre gehemmt; dieses
Hemmniß soll durch Herstellung eines von Karolinenthal nach Prag führenden Schiffahrts-
kanals und eines zur Güterverladung dienenden Treppenquai's umgangen werden. Die
Realisirung dieses Projektes und die Weiterführung dieses Schiffahrtsweges bis zu den
letzten Wehren oberhalb Prag wird einen großen Wendepunkt in der Entwicklung der
Moldauschiffahrt bedeuten und den Gedanken Karls IV. verwirklichen, Prag durch
Förderung der Schiffahrt zu einem Mittelpunkt des Handels zn erheben.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Böhmen (2), Band 15
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Böhmen (2)
- Band
- 15
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1896
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.07 x 22.35 cm
- Seiten
- 708
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch