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Lobkowitz zum Zweck der Vornahme von Vorarbeiten für einen Moldau-Donaukanal
eine hydrotechnische Gesellschaft gebildet, deren Gemeinnützigkeit durch ein Hofdecret
(vom 6. August 1807) anerkannt wurde. Wegen technischer und ökonomischer Schwierig-
keiten wurde das Project aber aufgegeben.
Resultatlos blieb die Idee jedoch nicht; die Entstehung der ersten Eisenbahn in
Böhmen, zugleich der ältesten auf dem europäischen Continent, knüpft an das Project des
Moldau-Donaukanals an. In einer im Jahre 1813 erschienenen wissenschaftlichen Ab-
handlung machte Franz von Gerstner, Professor der höheren Mathematik und Mechanik
an der ständischen technischen Lehranstalt in Prag, den Vorschlag, anstatt der Wasser-
verbindung eine Verbindung der Donau und Moldau zu Lande mittelst einer Eisenbahn
herzustellen. Er erörtert in seiner Schrift, daß der projectirte Kanal weder eine
größere Schnelligkeit, noch eine größere Wohlfeilheit des Transportes herbeiführen würde
als der bisherige Transport auf der Landstraße und daß diese Vortheile nur durch Her-
stellung einer Eisenbahn zu erreichen wären. Obwohl der Vorschlag allgemeinen Beifall
fand, so hinderten doch die eingetretenen kriegerischen Ereignisse und die Auflösung der
hydrotechnischen Gesellschaft die Verwirklichung des Projectes. Erst die Herstellung der
Freiheit der Schiffahrt auf der Elbe ließ den Wunsch nach einer Verbindung der Elbe
mit der Donau mittelst der Moldau und mittelst eines Schienenweges zwischen der Moldau
und der Donau neuerlich entstehen. Franz Anton von Gerstner, Professor der
praktischen Geometrie am polytechnischen Institute in Wien (ein Sohn des Vorgenannten),
erörterte in einer im Jahre 1824 in Prag erschienenen Schrift neuerdings die Vortheile
dieser Verbindung und erlangte mit der Allerhöchsten Entschließung vom 7. September 1824
die Concession zum Bau einer zwischen Mauthausen und Bndweis die Donau mit der
Moldau verbindenden Eisenbahn. Diese 129 3 Kilometer lange Bahn, deren Ausgangs-
punkte später Linz und Budweis wurden, ist am 1. August 1832 vollendet und als
Pferdebahn dem Betriebe übergeben worden. Sie bestand als solche bis zum Jahre 1871
und wurde von der Aktiengesellschaft der Kaiserin Elisabeth-Westbahn in diesem Jahre
zu einer Locomotiveisenbahn umgestaltet. Eine zweite Pferdebahn in Böhmen war die
im Interesse der Bustehrader Kohlenwerke auf Grund der Concession vom 31. Juli 1827
begründete Bahn von Prag nach Vejhybka.
Gegenwärtig bilden die böhmischen Eisenbahnen mit Dampfbetrieb ein reich ent-
wickeltes Netz. Die älteste Eisenbahnlinie dieser Art ist die auf Böhmen entfallende Strecke
der Linie Brünn-Prag-Bodenbach, als Staatsbahn gebaut und gegenwärtig im Besitz
der österreichisch-ungarischen Staatseisenbahn-Gesellschaft. Seit dem Jahre 1855 wurde
eine Reihe von Gesellschaftsbahnen concessiouirt. So wurde durch Allerhöchste Entschließung
vom 15. Juni 1856 an die unter der Firma „Südnorddeutsche Verbindungsbahn"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Böhmen (2), Band 15
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Böhmen (2)
- Band
- 15
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1896
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.07 x 22.35 cm
- Seiten
- 708
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch