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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Böhmen (2), Band 15
Seite - 605 -
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605 und Spiegler bei. Die Bruderschaft verwandelte sich in eine Maler- und Glaserzeche, iu welcher regelmäßig zwei Älteste gewählt wurden, ein Maler und ein Glaser, von welchen ersterer stets den Vortritt hatte. Und schon zu Beginn des XV. Jahrhunderts findet sich der urkundliche Nachweis für den Bestand eines Glasofeus, also einer Glashütte in unmittelbarer Nähe von Prag. Wohl damals wurde auch der Grundstein zu den Glaserzeugungsstätten im böhmischen „Niederlande", auf der Herrschaft Kamnitz, gelegt, in (Ober-) Kreibitz und Daubitz. Die Glaserzeugung aber war es, die bei ihrem ersten Auftreten im Lande auch schon als „Industrie" auftrat in der modernen Bedeutung dieses Wortes: als ein Gewerbe- betrieb außerhalb zünftiger Schranken, vielmehr eben den Zünften gegenüber ausgestattet mit größtmöglicher Selbständigkeit der Unternehmung wie des Unternehmers, auf dessen Rechnung und Gefahr eine größere oder geringere Anzahl Gehilfen im geschlossenen Raume unter Benützung der technischen Hilfsmittel der Zeit Verwendung fand. Ähnliches gilt von der Papiererzeugung, dem Müllergewerbe und in noch höherem Maße von der wie letzteres über das ganze Land verbreiteten Bierbrauerei. Das sind, in großen flüchtigen Umrissen, die Anfänge gewerblicher Thätigkeit in Böhmen. Ihre Entwicklung wurde durch eine Katastrophe zum Stillstände gebracht, blutig und unheilvoll wie nur wenige andere. Der große, furchtbare Hufiteu krieg war, wie bekannt, in seinen verheerendsten Wirkungen gerade gegen das Städtewesen Böhmens gerichtet. Nicht weniger als vierzig Jahre voll der blutigsten Greuel aller Art — es gab nur wenige Städte, die nicht wiederholt zerstört worden wären — mußten den Handel gründlich zunichte machen, Künste uud Handwerke aber gleichsam vom Erdboden hinwegfegen. Nur sehr allmälig hob sich da und dort aus Schutt und Asche ein schwacher Rest gewesener Herrlichkeit wieder zu nothdürftigem Scheinleben. Es steht als ein vereinzeltes Factum da, wenn im Jahre 1441 in Fr iedland durch Johann ll. von Biberstein eine wohlorganisirte Tuchmacherzunft begründet wurde. Durch die ganze zweite Hälfte des XV. Jahrhunderts ragt nirgends im Lande irgend ein Gewerbszweig über das Niveau bescheidener Mittelmäßigkeit hinaus. Und wo die alten Zünfte ihren dereinstigen Prunk aufs neue zu entfalten suchten, blieb es bei leeren, inhaltslosen Äußerlichkeiten — Wohl- habenheit war bei keiner mehr zu finden. Von Vervollkommnung einzelner Gewerbszweige konnte kaum die Rede sein, etwa die Herstellung von Waffen insofern«: ausgenommen, als die Anwendung des Schießpulvers bei der Kriegführung die Erfindung neuer Schußwaffen mit sich brachte, wie denn schon damals schwere Geschütze in Prag verfertigt wnrden uud böhmische Waffen sich selbst im Auslande großer Beliebtheit erfreuten.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Böhmen (2), Band 15
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Böhmen (2)
Band
15
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1896
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
16.07 x 22.35 cm
Seiten
708
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
Kronprinzenwerk deutsch
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