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die Frage nach den Mitteln und Wegen zur Förderung „deren Eommercien, auch
Mannfacturen" niemals wieder gänzlich von der Tagesordnung öffentlicher Discussion.
Sie wurde allerdings nicht sofort gelöst; das war ein Ding der Unmöglichkeit. Auch
hätte sie sonst weniger bureankratisch angefaßt werden müssen. Das Gnbernium schritt
zunächst zur Einholung von Wohlmeinungen, erst bei der böhmischen Kammer, dann bei
den Stadtmagistraten, endlich bei den „Handelschaftszünften". Nach einem Jnterims-
berichte folgte ein Hauptbericht, in welchem „pro moäerno rei-um statu unter anderen
ersprießlichen suxAsstivnibus remonstriret worden, wie der bisherige Geldmangel eorrigiret
und solches in eine bessere Circnlation gebracht werden könnte; daß obige (Prager) Jahr-
märkte anzustellen, pol^poliu zu unterbrechen, Manthen und Zölle zu limitiren, ein
unparteiisches Commercieurecht zu constituiren; was vor Mannfactnren im Lande zu
erzielen und mit was fremden Waaren die Commntation oder Communication zu pflegen,
nebst theils derer Ursachen, warum dato kein mehrers Commercium geführt worden; wie die
Juden dem hinderlich und die Handwerkszünfte besser zn regulireu; was vor Immunitäten
und privile^iu denen fremden Fabrikanten zu ertheilen; wie endlich die Schiffahrt auf
dem Elbstrom zum Stand zu bringen, ja mit der Türkei ein Commercien-Tractat zu
errichten, auch wie zum Beschluß der punetus reli^ionis zu verwahren wäre" u. s. w.
Verfasser des Berichtes war der Referent der Cameral-Deputation Johann
Borscheck. Er erinnert lebhaft an Johann Vogler und Gerhard Lenx. Ihre gewichtigsten
Postulate waren auch die seinen. Die „Beförderung des Navigationswerkes", vor Allem
die Moldau- und Elberegnlirnng; die „bessere Circulation des Geldes", rscte
Valu taf rage; der Abschluß von „Commercien-Tractaten", insbesondere mit den
Balkanstaaten, ebenso aber die Abschaffung der „Judeuconcurreuz", kehrten auch hier
wieder und sollten noch öfter wiederkehren bis auf — die Jetztzeit. Der .punctus
i eli^ionis - blieb noch geraume Zeit das Haupthinderniß alles Fortschreitens.
Bereits zu Beginn des Jahres 1699 starb der „Director" der Cameral-Depntation,
Oberstkanzler Franz Ulrich Graf Kinsky; ihre Thätigkeit wurde eingestellt, bis sie im
Jahre 1704 durch kaiserliche Verordnung gleichsam erneuert wurde, indem an ihre Stelle
eine „Commission zur Einricht- und Emporbringung deren hierländischeu (böhmischen)
Städte" trat. Das war die letzte That Kaiser Leopolds I.
Mit Wohlwollen kam Kaiser Josef I. wirthschaftlichen Bestrebungen entgegen.
Eine seiner ersten Handlungen war die Einsetzung einer neuen eigenen „Commerz-
Deputation" für Böhmen mitHofrefcript vom 25. September 1705. Johann Borscheck,
ein fleißiger, verständiger Beamte, war Referent auch dieser Deputation. Der Beginn
ihrer Thätigkeit war ein vielversprechender. Schon unterm 29. December 1705 legte sie
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Böhmen (2), Band 15
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Böhmen (2)
- Band
- 15
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1896
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.07 x 22.35 cm
- Seiten
- 708
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch