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dem Kaiser einen umfassenden Bericht vor zur Beantwortung der Frage nach bestmöglicher
„Verfabrieirnng sowohl der einheimischen als ausländischen Materialien" und „welcher
Gestalt hiedurch eiu commercium aetivum an answärtige Provinziell zu assequireu".
Der Bericht darf für Böhmen als das wirthschaftliche Programm der Znknnft gelten.
Es trug seine Früchte, wenn auch nicht sogleich und noch viel weniger in Allem und
Jedem. Hofrath von Deblin wurde von Wien nach Prag geschickt, um mit de» Stauden
wegen Dnrchführnng einzelner Anträge der Denkschrift zu verhandeln.
Eine Reihe principieller Verfügungen ist auf die Anregungen Borschecks zurück-
zuführen. So wurde durch ein kaiserliches Decret vom 1. October 1708 verfügt, daß die
Einführnng von Zünften nnd Zechen, die Verleihung von Jnnungsprivilegien und
dergleichen künftig ausschließlich dem
Regenten vorbehalten bleiben, eine Ver-
mehrung der Zünfte aber nicht mehr eintreten
solle. Das hinderte allerdings nicht, daß
beispielsweise noch im selben Jahre 1708
die Prager Klein-Uhrmacher ihre schon
seit geraumer Zeit angestrebte Ausscheidung
ans der Schlosser- und Spornerznnst durch-
setzten und die Bestätigung eigener Zunft-
artikel erwirkten. Im nächsten Jahre wurde
sogar den Schäfern in Böhmen „eine neue
Zunft uud Hauptlade" verliehe«, nachdem
sie fünf Jahre zuvor mit der gleichen Bitte
von Leopold I. abgewiesen worden waren
uud unr das Eine erreicht hatten, daß „ihnen gesammten Schäslern, so mit der Abdeckerei
des umgefallenen Viehes nicht umgehen, die Ehrenverwahrnng oct exemplum der
schlesischen Schäfler durch eiu besonderes Diplom ertheilt worden".
Im Jahre 1710 wurde neuerdings eine Commercien Deputation für Böhmen
ernannt; doch steht nicht fest, ob dieselbe jemals ihres Amtes gewaltet. Im Übrigen
nahmen die kriegerischen Zeitereignisse bekanntlich die Aufmerksamkeit der Machthaber
vollauf in Anspruch.
Endlich mit Kaiser Karl VI. schien die Zeit gekommen zur Verwirklichung der
Pläne patriotischer Männer wie Vogler, Lenx und Borscheck. „Das jetzt lebende König-
reich Böhmen uuter der Regierung Paroli VI.," schrieb man damals (1712), „ist in einem
solchen Stand, daß es gleichsam bei sich sageil kaun: Esse und trinke, liebe Seele, du hast
eine» großen Vorrath!" — Man kann dieser Negierung das Zeugniß nicht versagen,
Böhmen. 4V
Siegel der Schuhmacher-Innung.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Böhmen (2), Band 15
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Böhmen (2)
- Band
- 15
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1896
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.07 x 22.35 cm
- Seiten
- 708
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch