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Haases Söhne, die bekannte ansehnliche Buchdrnckerfirina, in Vran (1837) voran-
gegangen waren. Anton Melichar begann im Jahre 1832 in Karolinenthal bei Prag
neuerdings die Fabrikation von Choeolade, die nun durch Jordan und Tunaus,
August Ts chinkels Söhne u. A. m. in die Stellung einer Großindustrie gerückt wurde.
Der preußische Zolltarif des Jahres 1818, die Absperrung von Rußland durch
uuübersteigliche Zollschranken, das baierische Zollgesetz von 1826, endlich die Bildung
des großen deutschen Zollvereines (1832 bis 1833) waren schwere, empfindliche
Schläge für Industrie und Handel Österreichs überhaupt und Böhmens insbesondere.
Dem auswärtigen Absatz drohten von allen Seiten große Gefahren. Mit unleugbarem
Verständniß und rühmenswerthem Eifer nahm sich der Oberstbnrggraf Karl Graf
Ch otek (1826 bis 1844) der bedrängten Industrie des Landes an. Eines der wirksamsten
Mittel zur Förderung der gemeinsamen Interessen erkannte er in der regelmäßigen
Veranstaltung von Schaustellungen heimischer Industrie-Erzeugnisse. Solche an und für sich
gelungene Landesausstellungen fanden denn auch in den Jahren 1828, 1829, sowie
1831 und 1836 statt. Ihr Zweck wurde auch sonst vollständig erreicht. Das Ausland
lernte die große, seltene Leistungsfähigkeit Böhmens auf allen Gebieten des Kunst- uud
Gewerbsfleißes und dieses selbst lernte so erst recht den eigenen Werth erkennen; diese
Erkenntniß, dieses Selbstbewußtsein aber gab dem Einzelnen auch die Kraft, in dem ihm
aufgeuöthigten Wettbewerbe auf dem Weltmarkte nicht zu erlahme«. Ein im Jahre 1833
nach langwierigen Verhandlungen ins Leben gerufener „Verein zur Ermunterung des
Gewerbsgeistes in Böhmen" kam in den ersten Jahrzehnten seiner Thätigkeit der ihm
gestellten Ausgabe in jeder Hinsicht nach. Um ihn erwarb sich K. I. Kreutzberg namhafte
Verdienste. Die Abhaltung einer „ersten allgemeinen österreichischen Gewerbsprodueteu-
Ausstellung" zu Wien im Jahre 1835 war für Gewerbe und Industrie Böhmens ein
förmliches Siegesfest. Das einstimmige Urtheil aller eompetenten Kreise gab diesem Lande
unter allen Provinzen des Reiches bereitwillig den Preis industrieller Tüchtigkeit.
Schon auf der Landesausstellung 1829 war eine Anzahl neuer Firmen vertreten,
welche berufen schienen, der böhmischen Industrie ihr Gepräge aufzudrücken, ja im
Welthandel eine mehr als gewöhnliche Rolle zu spielen, darunter: Gebrüder Liebieg,
Josef Herzig, Siegmund, Neuhäuser und Co., durchwegs Rothenberger. Erstere
Firma hatte im Jahre 1828 im Josesinenthale nächst Reichenberg ein Jndustrialwerk
erworben, das sich, in den Alleinbesitz Johann Liebiegs (geboren 1802, gestorben 1870)
übergegangen, in relativ sehr kurzer Zeit zu einem der größten Fabriksnnternehmen des
ganzen Kontinents entfaltete, zu einem Eomplex großartiger, durchwegs den höchsten
Anforderungen moderner Technik entsprechender Etablissements der Kammgarn-,
Vorspinn- und Streichgarnspinnerei, der mechanischen Weberei uud der Appretur.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Böhmen (2), Band 15
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Böhmen (2)
- Band
- 15
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1896
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.07 x 22.35 cm
- Seiten
- 708
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch