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einbezogen hatte. Ihm (A. Lanna) war die Regnlirung nicht nur der Zuflüsse der vberen
Moldau und dieser selbst von Hohensnrt abwärts, sowie der Elbe bis zur Landesgrenze,
damit zugleich aber durch Anknüpfung eiues schwunghaften Holzexportes nach Deutschland,
insbesondereHambnrg, dieHebuug desSchiffbaues, dieErrichtuug zahlreicher Jndnstnalien,
wie Brettsägen, Parkettenfabriken n. f. w., in Verbindung mit den Unternehmern Klein
und Nowotny die Gewältigung der großen Kohlenlager von Kladno, die Gründung
der Prager Eisenindustriegesellschaft, der Bau einer Anzahl wichtiger Eisenbahnen und
noch vieles Andere zu danken.
Faltis, der Erbauer der ersten mechanischen Flachsgarnspinnerei in Jungbuch
bei Trautenan (1837), wurde dadurch der Reformator unserer Leinenindustrie und so der
Wohlthäter besonders des böhmischen Riesengebirges. In seine Fußstapfen traten die
Industriellen FranzGaberle,AloisHaase, Willibald Jerie, Gebrüder Walzel, Notter
Kluge und Etrich u. s. w. Allerdings erwuchs dem Leinen durch die seit 1840 in den
Handel gelaugteJ ut e ein wegen seiner außergewöhnlichen Wohlfeilheit überaus gefährlicher
Rivale, gefährlicher als es die Baumwolle jemals gewesen. Man mußte sich schließlich
auch zur Errichtung von Jutespinnereien und -Webereien bequemen, deren Zahl seit dem
Ende der Siebziger-Jahre in fortwährendem Steigen begriffen ist. Wurde hierdurch auch
die Landwirthschast nicht wenig in Mitleidenschaft gezogen —, die Flachsban-Area nimmt
seither mehr und mehr ab — so erfuhr dagegen die landwirthschastliche Industrie
gleichzeitig uach vielen Richtungen einen lebhaften Aufschwung. Erst um das Jahr 1820
war in Böhmen der Kar toffe lbau, der sich seit Ende des vorigen Jahrhunderts auf
das Erz- und Riesengebirge beschränkt hatte, auch im Flachlande, auf den Großgütern
wie in den Bauernwirthschaften, mehr und mehr ausgebreitet worden. Durch ihn erhielt
die Sp i r i tu s - und Stärkemehlfabr ikat ion ein völlig neues Rohmaterial, das diese
Industriezweige verhältuißmäßig rasch aus ihrer bisherigen Unbedentenheit emporhob.
Besonders in den Gegenden südlich, südwestlich und südöstlich der Laudeshauptstadt, um
Tabor uud Deutsch-Brod,, begünstigten die natürlichen Verhältnisse der Bodencultur
die Entwickelung der Spiritusindustrie, welche derzeit 237 landwirthschastliche Brennereien
und 8 selbständige (rein industrielle) Fabriken zählt. Schon 1838 gründete Ernst Gött l ing
in Prag die erste Melasseuspiri tusbrennerei , eine Industrie, die zu Begiuu der
Sechziger-Jahre eine bemerkenswerthe Stellung erlangte. Ein Spiritusindustrieverein
und die durch ihu im Jahre 1875 begründete Breuuereischule — die einzige in Österreich-
Ungarn— beschleunigte» den Entwicklungsproceß der landwirthschastlichen Industrie uach
dieser Richtung in maßgebender Weise. In den Dreißiger-Jahren hob sich nicht weniger —
besonders durch Weiurich in Dobravitz — die Zuckerindustrie, die sich nun auch
der Dampfkraft bemächtigte, um mit dercu Hilfe die Zahl vou 150 größeren Etablissements
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Böhmen (2), Band 15
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Böhmen (2)
- Band
- 15
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1896
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.07 x 22.35 cm
- Seiten
- 708
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch