Seite - 665 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Böhmen (2), Band 15
Bild der Seite - 665 -
Text der Seite - 665 -
665
zu versorgen", wurde der böhmischen Industrie erst in den letzten Deeeunien nutzbar
gemacht. Graf Albert Nostitz in Türmitz war der Erste, der bei dem Kohlenbergbau
den Maschinenbetrieb einführte (1857). Seither stieg die Kohlenförderung in diesem
Reviere auf jährlich eiue Mil l iarde Zolleentner. Damit giug der Ausbau des Eisenbahn-
netzes im nordwestlichen Böhmen Haud in Hand, damit aber auch die außerordentliche,
stetige Hebung und Förderung der Industrie jenes Landestheils, speciell der Berwaltnngs-
bezirke Aussig-Teplitz. Bereits im Jahre 1858 entstand die chemische Fabrik in Aussig,
das größte continentale Unternehmen dieser Art. Da aber das von weiland Kaiser Josef II.
aufgestellte Problem der Anwendung der Kohlenfeuerung bei der Glasindustrie allerdings
bereits gelöst war, so war es eine natürliche Folge, daß in genanntem Reviere nach seiner
ganzen Ausdehnung eine sehr große Zahl Erzengnugsstätten eben ihrer Gattung (für Tafel-
uud Hohlglas) errichtet wurde, darunter vor Allein die der Aussiger Glashüt ten-
gesellschaft (1871) und die Fabriksanlagen von Friedrich Siemens zu Neufattel-
Elbogeu (1878). Uuter den übrigen namhaften Gründungen kann selbstverständlich
jene des Teplitzer Walzwerkes nebst Bessemerhütte (1873) nicht vergessen werden.
Von Anfang an betheiligte sich Böhmen an den modernen Friedensfesten der con-
currirenden industriellen Welt, den internationalen Ausstellungen in London, Paris,
Wien u. s. w., allerwärts mit anerkannt durchschlagendem Erfolge. Nach mehr als fünfzig-
jähriger Unterbrechung wurde in Prag auch wieder eineLandes-Judustrieausstellung
(1891) abgehalten, die sich des Allerhöchsten Besuches und der vollsten Anerkennung
Seiner Majestät des Kaisers erfreute. Je mehr wir uns der Gegenwart nähern, desto
ansehnlicher häuft sich die Masse industriegeschichtlichen Details, das sich in Kürze nicht
mehr bewältigen läßt. Jedwedes Ganze aber — das zeigt sich wohl nirgends deutlicher
als in der Geschichte des Handels und der Industrie — wird schließlich doch nur von
Einzelnen getragen und die größere oder geringere Bedeutung der Individualitäten läßt
eben die Gesammtheit groß oder klein, werth oder unwerth erscheinen. In erster Linie
maßgebend für die von nun an wohl unbestrittene, weil ganz unbestreitbare Thatsache
der führenden Stellung Böhmens in allen Volks- und ftaatswirthschaftlicheu Belangen
Österreichs war der Reichthum dieses Landes an geeigneten, tüchtigen Persönlichkeiten
auf den hier in Frage koimneuden Gebieten. Relativ nur Wenigen von ihnen konnte an
dieser Stelle andeutungsweise ein bescheidener Nachruf gewidmet werden; den Lebenden
möge die Nachwelt die gebührende Würdigung wiederfahren lassen.
Mehr als Worte, ja mehr als Namen beweisen Zahlen. Es möge gestattet sein, am
Schlüsse wieder zum Anfang zurückzukommen und dem dort, in der Einleitung, Gesagten
eine ziffermäßige Übersicht der industriellen Prodnetion Böhmens anf Grund der
statistischen Erhebung?» (vom Jahre 1890) beizufügen.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Böhmen (2), Band 15
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Böhmen (2)
- Band
- 15
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1896
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.07 x 22.35 cm
- Seiten
- 708
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch