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Gesundbrunnen und Bäder.
Unter den Schätzen, mit welchen der Boden Böhmens in so reichlichem Maße
ausgestattet, ist der Reichthum an Gesundbrunnen nicht einer der geringsten. Obgleich über
das ganze Land verbreitet, sind doch jene Heilquellen, deren Ruf sich über die weite Welt
erstreckt, im nordwestlichen Theile des Landes gelegen und dort von zahlreichen anderen,
minder berühmten umgeben, so daß hier das Hauptthermengebiet von Böhmen liegt.
Hier reihen sich die Heilquellen von Bodenbach an der Elbe bis zum Alexanderbad
im baierischen Fichtelgebirge: Teplitz, Bilm, Eachvitz, Krondorf, Gießhübl-Sanerbrunn,
Karlsbad, Frauzensbad, Königswart, Marienbad aneinander, zu deueu unzählige
Säuerlinge gehören, davon, wie schon der alte Kaspar Brnschins bemerkt, das Land
Böhmen „überflüssig sehr viele habe, so doch alle gegen die Grenzen der Pfalz gelegen
seien." Auch im Norden und Nordosten des Landes sprudeln einige Mineralquellen, von
denen Johannisbad im Riesengebirge nud Liebwerda unter der Tafelfichte genannt sein
mögen. Die übrigen minder wichtigen Quellen alle hier aufzuzählen, gebricht der Raum.
Es ist nicht bloßer Zufall, daß Böhmen mit Heilwässern so reich gesegnet ist, wie
anch die Vertheilung derselben keine zufällige, sondern von bestimmten Verhältnissen
abhängig ist. Die Mineralquellen verdanken Entstehung und Dasein Wirkungen des
Erdiuueru, die sich auf der Erdoberfläche da bemerkbar machen, wo örtliche Umstände
solches gestatten. Wir wissen, daß das noch nicht erkaltete Magnia im Innern unseres
Weltkörpers sich immer noch abkühlt nnd zusammenzieht, wobei es bei seinem nrsprünglichen
Entstehen verschluckte Dämpfe und Gase ausstößt, die, einmal frei geworden, an die Erd-
oberfläche zu dringen suchen, wo ihnen Sprünge und Klüfte in derselben dazu Gelegenheit
geben. Treffen sie auf ihrem Wege mit Wässern zusammen, so werden sie von diesen
aufgenommen, erwärmen sie mehr oder weniger und machen sie unter allen Umständen
mehr geeignet, mineralische Stoffe der durchströmten Gesteine zu lösen und auszunehmen,
um damit beladen an die Erdoberfläche als Mineral- oder Heilquelle auszutreten.
Zum Ausströmen von Dämpfen und Gasen aus dem Erdinnern, ja in früheren
Erdperioden sogar zum Hervorbrechen feuerflüssiger Massen bot und bietet der Boden
Böhmens reichlich Gelegeuheit. Dem Laien scheint er freilich fest gefügtes Ganzes und
er ist es in gewissem Sinne wohl auch, aber das Auge des Kundigen entdeckt unzählige
Sprünge und Klüfte in demselben, die nicht regellos vertheilt, sondern nach ganz bestimmten
Richtungen verlaufen und sich kreuzen. Das eine dieser Spaltennetze streicht Südwest-
Nordost, Nordwest-Südost, das zweite in süd-nördlicher, ost-westlicher Richtung. Das
erstere drückt sich durch den gegen Südosten gekehrten Bruchrand des Erzgebirge?, durch
das Egerthal zwischen Schlackenwert nnd Maria-Kulm, sowie durch die Richtung
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Böhmen (2), Band 15
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Böhmen (2)
- Band
- 15
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1896
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.07 x 22.35 cm
- Seiten
- 708
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch