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Erfolge angewendet, entzieht sich die Wirkung der Quellen dieser beiden Orte, abgesehen von
ihrer Wirkung als warme Bäder, noch der wissenschaftlichen Begründung. Während Teplitz-
Schönan den Vorzug besitzt, infolge der zwischen 26 und 45 Grad Celsius variirenden
Temperatur der Quellen eine mehr individnalisirende Behandlung der Krankheiten und
der Kranken zu gestatten, wird wieder in Johannisbad die vorwalteud beruhigende und
kräftigende Wirkung der 29 Grad Celsius temperirteu Quelle durch die windgeschützte hohe,
zwischen 610 und 660 Metern schwankende Lage des Ortes und die Waldluft unterstützt.
Bei Abschätzung des Heilerfolges an den einzelnen Kurorten Böhmens dürfen
deren klimatische Verhältnisse überhaupt nicht außer Betracht bleiben. Die in fast allen
reine Luft, der de» umgebeuden Waldungen entströmende Dust, der fast durchgängig
zu findende Schutz gegen rauhe Winde und das gemäßigte Gebirgsklima der meisten
bilden neben der Freiheit von den Berufssorgen, der vollständigen Veränderung der
Lebensweise einschließlich der Kost und neben der nicht tiefer erregenden Zerstreuung,
die schon durch das Zusammenströmen von Menschen aus allen Himmelsrichtnngen
geboten ist, wesentliche Hilfsmittel für Erreichung des Kurerfolges, die es erklärlich
machen, daß ein voller Erfolg mit den angeführten Quellen nur bei ihrem Gebrauch an
Ort und Stelle zu erzielen ist. Insbesondere muß die hohe, zwischen 450 (Franzensbad)
und 700 Meter (Königswart) über dem Meeresspiegel betragende Lage jener Kurorte,
in denen kräftigende, die Blutbildung anregende Quellen fließen, als ein sehr wesentliches
Unterstützungsmittel der Blutbildung bezeichnet werden.
Außer den genannten Quellen, denen noch einzelne von minderer Bedeutung, so
die alkalisch-erdigen Eisenquellen von Sternberg und Bodenbach anzureihen wären,
dienen als Heilmittel in den Kurorten Böhmens noch Moor- und kohlensaure Gasbäder.
Die hauptsächlich durch ihren Einfluß auf den Blutumlauf in der Haut belebend und
ableitend wirkenden Moorbäder Böhmens, die aus verwitterter Torferde unter Vermischung
mit den Heilquellen der betreffenden Kurorte bereitet werden, sind theils an schwefelsaurem
Eisenoxydul reiche Eisenmoorbäder, wie Franzensbad, Königswart, Marienbad und
Neudorf, theils an löslichen Humusstoffen reiche, wie die Moorbäder von Teplitz Schönan
und Belohrad. Bei der Wirkung dieser Bäder kommen hauptsächlich ihre physikalischen
Eigenschaften, schlechte Wärmeleitung und Zähflüssigkeit in Betracht. Welche Rolle dabei
die wechselnden chemischen Eigenschaften der einzelnen Moore etwa spielen, müssen
weitere Untersuchungen erst sicherstellen. Die im Ganzen wenig gebrauchten Gasbäder von
Franzensbad und Marienbad, in denen der bekleidete Körper vom Gas umflossen oder
dieses auf einzelne Körperstellen geleitet wird, wirken leicht erregend auf das Nervensystem.
Zu der Fülle von eigenthümlichen, an den angeführten Orten dargebotenen Kurmittel
treten dann noch allgemeine, wie Massage, Elektricität, Molke u. f. w. unterstützend hinzu.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Böhmen (2), Band 15
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Böhmen (2)
- Band
- 15
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1896
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.07 x 22.35 cm
- Seiten
- 708
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch