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ebenso jene über die zunächst Tepler Brunnen genannten Quellen von Marienbad.
Johannisbad soll im XVI. Jahrhundert bereits stark benützt worden sein, die Quellen
vou Liebwerda werden im Beginn des XVII. Jahrhunderts erwähnt, die Versendung
des Gießhübler Säuerlings als Luxusgetränk nach Karlsbad im XVI., die des Biliner
Sanerbruttnens nach Teplitz im XVIII. Jahrhundert, während der Gebranch der übrigen
genannten Gesundbrunnen aus unserem Jahrhundert stammt. Diesem ist auch der mächtige
Aufschwung eigen, den die Kurorte Böhmens genommen. Noch im Jahre 1815, dem
ersten Jahre, aus welchem von sämmtlichen vier böhmischen Weltbädern Kurlisten
vorliegen, finden wir die Zahl der Parteien in Karlsbad mit 1302, in Franzensbad
mit 691, in Marienbad mit 187, in Teplitz mit 1636, im Jahre 1891 aber die Zahl der
Kurgäste in den genannten Orten mit 35.109, 7807,15.231 und 6431 augegeben. Freilich
war die national-ökonomische Bedeutung der Gäste in früherer Zeit zum Theil eine
wesentlich größere als heute, wie wir daran ermessen können, daß der Knrsürst von Sachsen
im Jahre 1691 Teplitz niit einem Gefolge von 326 Personen und mit 475 Pferden besuchte.
Welche Wandlung vollzog sich auch in den Kurmethoden seit der Zeit, wo die
Quellen von Karlsbad nur zu sehr lang dauernden Bädern benützt wurden, oder jener,
wo 50 bis 70 Becher derselben täglich getrunken wurden, wo zu Teplitz nach einer
hauptsächlich in Aderlassen und Schröpfen bestehenden häuslichen Vorbereituugskur 4 bis
5 Stunden täglich gebadet wurde, bis zu dem verständigen Kurgebrauche iu der Jetztzeit!
Eine wesentliche Bereicherung der Heilmittel der böhmischen Kurorte erfolgte durch
die im Jahre 1822 in Marienbad in Böhmen zuerst eingeführten, aus Deutschland über-
kommenen Moorbäder. Auch die national-ökonomische Verwerthung der ersteren erfährt
durch die Darstellung von Quellsalzen und Pastillen, von Moorlaugen und Extrakten
eine stetige Steigerung. Die seit 1708 erfolgende Sprndelsalzerzeuguug in Karlsbad z. B.
ist von 250 Kilogramm im Jahre 1788 derzeit auf 50.000 Kilogramm gestiegen und soll
demnächst auf 100.000 Kilogramm gesteigert werden. Die im Jahre 1843 auf Grund
von Versuchen des Chemikers Pleischl durch Dr. Hlawaczek eingeführte Versendung der
Karlsbader Quellen, welche damals um 500 Gulden verpachtet wurde, wirft derzeit einen
Pacht von 175.000 Gulden jährlich ab.
Der Gießhübler Sauerbrunnen, der seit 1799 als Tafelgetränk an das kaiserliche
Hoflager nach Wien geführt wird, dessen Versendung au entlegenere Orte erst vom Jahre
1796 an nachweisbar ist, wird derzeit in sechs Millionen Flaschen jährlich verschickt.
Karlsbad versandte im Jahre 1891 1,480.000, Franzensbad 374.930, Marienbad
669.315 und Teplitz-Schönan 259.410 Flaschen Mineralwasser. Sowie Karlsbad die
Darstellung des Sprudelsalzes durch Eindampfen einem seiner Söhne, David Becher,
verdankt, dankt Franzensbad die zweckentsprechende Füllung der Quellen zum Versandt,
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Böhmen (2), Band 15
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Böhmen (2)
- Band
- 15
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1896
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.07 x 22.35 cm
- Seiten
- 708
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch