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Donauarm, abzweigt, um nach einem weiten Rundgang durch das Wieselburger und
Raaber Comitat, wobei er sich bei Raab mit dem gleichnamigen Flusse vereinigt, bei
Gönyö wieder in die große Donau zurückzukehren. Unterhalb Csnnys bedürfte der Lootse
noch vor recht kurzer Zeit aller Aufmerksamkeit und einer wahrhaft ängstlichen Sorgfalt,
um für das Schiff zwischen allen den Inseln und Untiefen uud bei den unaufhörlichen
Schlangenwindnngen des Flußbettes das einzig mögliche Fahrwasser zu erspähen, nicht
ohne von Zeit zu Zeit aus die unablässig in Änderung begriffenen Verhältnisse des
Flußbettes aufmerksam zu machen, welche die charakteristische Eigenheit dieses Strom-
abschnittes bildeten. Und wo unser Schiff jetzt wohlgemnth die Flutheu der Donau durch-
schneidet, da dehnte sich noch vor kurzem eine mit wildem Gestrüpp und dichtem Weiden-
gehölz bewachsene Insel aus. Allein die dahinschießende Strömung hat ihren lockeren,
kiesigen Untergrund bald durchnagt und weggewaschen, Um ihn weiter unten wieder abzu-
lagern, vielleicht gerade dort, wo früher die größte Wassermenge ungehinderten Abfluß
gefunden. Unser Blick verirrt sich völlig bei dem Geschlängel der Wasserläufe und unsere
Aufmerksamkeit ist völlig gefesselt von dem immer gleichförmigen und dennoch wechselnden
Bilde derLandschaft,die nnr hier und da durch eine Wassermühle belebt ist, ein bereits seltenes
Denkmal der patriarchalischen Industrie früherer Zeiten. Und mittlerweile gleiten am
linken Ufer eine Menge größere und kleinere Ortschaften vorbei: Gütor, Csölößtö,
Doborgaz, Vajka, Süly , Nagy-Bodak, Nädasd, Baka, Szap , Medve;
dagegen ist die Gegend am rechten Ufer von Kiliti angefangen, welches Csölößtö
gegenüber liegt, bis Kis-Bodak unbewohnt, und die Landschaft wird höchstens durch
einzelne Fischerkähne oder die morschen, aber hoch beladenen Barken der Töpfer von
Theben und Preß bürg einigermaßen belebt. Hier folgen nun die Ortschaften Kis-Bodak,
Remete und Lipöt, nach denen unser Auge fast 30 Kilometer weit wiederum nur
Weidengehölz und Wälder erblickt. Weiter unten erscheint die schöne große Ortschaft
Nagy-Bajes, dann auf einer landeinwärts ansteigenden Hohe Szögye und nahe dabei
Venek; schließlich ist der Endpunkt der von Theben ab gerechnet 100 Kilometer langen
„Oberen Donau" erreicht und wir erblicken an der Einmündung des Wieselburger Donau-
armes Gönyö, diesen für die Donauschisfahrt ausnehmend wichtigen Umschlagsplatz.
Auf dem Wege dahin hatten wir auch Gelegenheit, ein eigenthümliches Gewerbe
an der oberen Donau, die Goldwäscherei, kennen zu lernen. Denn der Sand der
Donau führt sogar Gold, wenn auch freilich aus ungeheuren Sandmassen nur hier und da
und nur unendlich wenig Goldstaub mit entsprechender Geduld Herausgewascheu wird.
Ohne Zweifel gehört eine gewisse romantische Phantastik, eine Art idyllischer Auffassung
dazu, daß Jemand sich entschließe, Goldwäscher zu werden; dieses Geschäft ist nämlich über-
haupt nicht lohnend, vollends wenn es nicht anf gründlicher Fachkenntniß beruht, sondern
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (4), Band 16
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (4)
- Band
- 16
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1896
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.18 x 21.71 cm
- Seiten
- 616
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch