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Ortschaften Ersek-Lel, Nagy-Lel und Örs-Ujfaln, bis endlich nach einer Strecke von
etwa 24 Kilometer am linken Ufer die mächtigen Werke der Festung Komorn (Komarom)
auftauchen, nebst der auch geschichtlich denkwürdigen Stadt selbst, die uns indessen größten-
teils durch die anmuthigen und wohlgepflegten Waldpartien der etwa zwei Kilometer langen
und einen halben Kilometer breiten sogenannten Elisabeth ins el verdeckt wird. Die Donau
theilt sich nämlich gerade oberhalb Komorns in zwei Arme, deren schwächerer linksab
nach Komorn fließt, während der stärkere an Uj-Szöny vorbeizieht, jedoch so, daß beide
noch innerhalb der Stadt sich wieder vereinigen. Unser Schiff fährt den Hauptarm entlang
und legt bei dem der Insel gegenüber am rechten Ufer liegenden Uj-Szöny an, wobei
wir einen Blick auf den bedeutenden Verkehr der dortigen Schiffs- und Eisenbahnstation,
sowie auf die Stadt Komorn und deren Befestigungen werfen. Uj-Szöny selbst hat sich
aus einer kleinen Puszta im Laufe der Zeit zu einem namhaften Knotenpunkt des Verkehrs
entwickelt, da es der mit der Eisenbahn in Verbindung stehende Umschlagplatz des Donau-
verkehrs gegen Wien und überhaupt gegen Westen hin ist. Der größte Theil des über
Wien uach Westen gehenden Getreides und Bauholzes, das zu Schiffe bis hieher gelangt
ist, wird nämlich hier in die Waggons verladen, um die Reise nach Westen fortzusetzen.
Von Uj-Szöny konnte man früher mittelst einer 430 Meter langen, schon 1836
erbauten Schiffsbrücke über die große Donau auf die Insel und von da über eine 180
Meter lange Holzbrücke nach Komorn gelangen, das Jahrhunderte lang das starke Boll-
werk, sozusagen der Schlüssel der oberen Donau und damit auch Nordungarns den gegen
das Oberland anrückenden Feinden gegenüber war. Schon seine südlich von der Donau,
östlich vom Waagflusse begrenzte Lage machte diesen Ort besonders geeignet für die Anlage
einer strategisch wichtigen Festung. Doch erhob sich die Stadt überdies auch durch ihren
Handel zu namhafter Bedeutung, als Brennpunkt der Schiffahrt an der oberen Donau,
beziehungsweise des Ausfuhrhandels mit Getreide. Die Entwicklung der Dampfschiffahrt
und die Änderung in den Richtungen der Ausfuhr hatten jedoch den Niedergang des einst
so wichtigen Getreidehandels zur Folge. Auch der starke Bauholzhandel, den die Komorner
einst führten, ist jetzt weit mehr ein bloßer Durchfuhrhandel mit Holz, doch wird dieser
recht im Großen betrieben, indem jährlich 18 000 bis 20.000 Flöße bei Komorn ein-
treffen und zn Kauf und Verkauf gelangen.
Der einstige starke Schiffahrtsbetrieb hat hier auch das Schiffsbauwesen bedentend
entwickelt; die Schiffszimmerleute („Super") von Komorn erfreuten sich eines vortrefflichen
Rufes längs der ganzen Donau. Als aber die Dampfschiffe überHand nahmen, wurden
die schweren eichenen Schiffe mit ihrem trägen Gaug immer mehr aus dem Verkehr
verdrängt und damit hörte das einst berühmte Komorner Schiffsbaugewerbe auf, das sich
heute nur noch auf den Bau vou Fährbooten, Plätten, Kähnen und dergleichen beschränkt.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (4), Band 16
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (4)
- Band
- 16
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1896
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.18 x 21.71 cm
- Seiten
- 616
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch