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urplötzlich zwei Kilometer breit und bildet auf felsigem Untergrund Inseln und Sandbänke
von jeder Größe.
Die durch die Felseugruppe Jzläs-Tachtälia-Grebeu verursachte Stromschnelle ist
ein sehr bedeutendes und gefährliches Hinderniß der Schiffahrt. Sie ist es bei niederem
Wasserstande, wenn der Schiffer zwischen den Felszacken des Jzläs und der Tachtälia
mit ängstlicher Aufmerksamkeit den fahrbaren Weg suchen und dabei auch noch gegen die
ungemein starken, sich plötzlich ändernden Gefälle des Wassers ankämpfen muß, welche
das Steuer des Schiffes jeden Augenblick von einer anderen Seite anfallen und stören.
Aber der hohe Wasserstand ist nicht minder schwierig, weil dann die aufgestaute Wasser-
menge des durch den Greben eingeschnürten Strombettes auf einmal in das gleich unter-
halb folgende außerordentlich breite Bett hinüberstürzt; in dem nahezu 30 Meter tiefen
Abgrund, den der Wirbel des Wassers im Laufe von Jahrtausenden am Fuße des Berges
ausgehöhlt hat, entsteht dadurch ein gefahrvoller Strudel, der einem von unvorsichtiger
Hand gelenkten Schiffe verderblich werden muß.
Vom Greben abwärts ist noch etwa zwei Kilometer weit keine genügende Wasser-
tiefe vorhanden, wie denn überhaupt in diesem breiten Abschnitt des Strombetts die
Wassertiefe sich zwischen 3 5 und 9 Meter bewegt. In diese Strecke fällt am linken Ufer
beim 77. Kilometer die ansehnliche Ortschaft Szvinicza und weiter unten die aus dem
XVI. Jahrhundert stammende Ruine der unter dem Namen Triknle bekannten drei
türkischen Wachthäuser; am rechten Ufer erblicken wir indeß zwischen dem 80. und 81. Kilo-
meter die serbische Stadt Miläuoväcz, die nach dem ersten Sohne des Serbenfürsten
Milos benannt ist und als Verbindungsglied zwischen dem hinter ihr liegenden erzreichen
Gebirge und der Donau dient.
Etwa 115 Kilometer vom Greben zieht eine hohe Felsbank aus Serpentin durch
das Strombett, hindert den freien Lauf des Wassers und bildet die Stromschnelle Jncz.
Bei niederem Wasserstande stürzt das Wasser mit starkem Gefälle über die einporstarrenden
Zacken dieser Felsenbank hinab. Das Gefälle in dieser Stromschnelle beträgt bei kleinstem
Wasserstande über zwei Meter ans den Kilometer, und dabei ist das Wasser, besonders an
der linken Seite des Bettes, kaum einige Centimeter tief, so daß dann die Schiffahrt an
dieser Stelle gänzlich eingestellt werden muß. Bei höherem Wasserstande findet man statt
des früheren starken wasserfallähnlichen Gefälles mit seiner schäumenden Oberfläche einen
gleichmäßigen, glatten Wasserspiegel und nichts verräth den bösartigen Felsenkamin, der
hier das Bett durchsetzt.
Nachdem er die Stromschnelle Jucz — sie liegt am südlichsten Punkte Ungarns —
gebildet, ändert der Strom seine Richtung neuerdings und zieht mit einer Wendung nach
Nordosten weiter. Sein Lauf von hier bis zum Engpaß von Kasan ist ziemlich gleichmäßig,
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (4), Band 16
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (4)
- Band
- 16
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1896
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.18 x 21.71 cm
- Seiten
- 616
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch