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das Bett reich an Sandbänken und bei Niederwasser durchschnittlich etwa 6 bis 8 Meter
tief, während seine Breite zwischen 600 und 1.200 Meter wechselt. An diesem Abschnitte
liegen drei kleine Ortschaften, rechts Golubiuje, links Tiszovicza und Plavisevicza.
Ein Blick stromabwärts gewährt hier das eigenthümliche Schauspiel, daß der Lauf
der Donau plötzlich verschwindet. An beiden Ufern ist ihr Bett von hohen, steilen Felsen
begrenzt, die es mit einem Male auf 170 Meter zusammenpressen. Und damit ist ein
Abschnitt der Unteren Donau erreicht, der durch die schroffe Erhabenheit seiner beiderseits
zum Himmel starrenden Felsenwände zu tiefster Bewunderung vor einem Meisterwerk
der schaffenden Natur zwingt. Der Kasanpaß ist der bewunderungswürdigste, male-
rischeste Theil der ganzen Unteren Donau und zugleich der unwiderlegliche Beweis für
jenen in endlose Zeiten zurückreichenden Kampf, den das Wasser hier mit dem Felsen
bestehen mußte, um sich einen Weg zu bahnen.
Unweit des Einganges zum Kasanpaß bemerken wir in dem das linke Ufer bildenden
elfenberge auch zwei nahe bei einander liegende Höhlen, die in wissenschaftlicher, wie
in geschichtlicher Hinsicht Interesse erregen. Die eine ist die Punyikova-Höhle, durch
welche der gleichnamige Bach der Donau zufließt. Sie durchbohrt den ganzen Berg und
wenn wir sie durchschritten haben, was eine Stunde in Anspruch nimmt, öffnet sich vor
uns das malerisch schöne Dubova-Thal mit seinen Gräbern aus der Zeit der Türkenkriege.
Etwa 1000 Meter von dieser Höhle befindet sich die Ruine eines Forts und nahebei
die Veterani-Höhle, nach dem österreichischen General Veterani benannt, der im
Jahre 1692 von dieser Höhle aus das Vordringen der Türken auf der Donau verhindern
wollte, jedoch vor der Übermacht capituliren mußte. Gegenüber ragt der höchste Punkt
des Kasanpasses, die Felskuppe des Strbecz-Berges empor.
Die Donau strömt hier vier Kilometer weit, in einer Breite von 170 bis 380 und
bei einer Tiefe von 20 bis über 50 Meter, unausgesetzt zwischen hohen Felswänden hin.
Das ist der obere Kasanpaß. Wenn sie diesen verlassen hat, ziehen sich die Berge des
linken Ufers etwas zurück und für eine Strecke von 1>/z Kilometer ist die düstere Öde
der Felsenwelt durch das lachende Grün des Dnbova-Thales unterbrochen. Das Strom-
bett verbreitert sich hier auf etwa 500 Meter und gleichzeitig verringert sich seine Tiefe
auf 10 Meter. Bald aber rückt das Felsengebirge wieder näher heran, steile Wände krönen
abermals die Ufer und die Breite des Bettes beträgt nur noch 180 bis 300, dagegen
seine Tiefe 30 bis 54 Meter, bis endlich der Strom nach einem Laufe von etwa 9 Kilo-
meter oberhalb Ogradenas vollends aus diesem merkwürdigen Engpaß hinausgelangt.
Nach dem Kasanpaß wendet sich die Donau etwas mehr nach Osten, am linken
Ufer treten die Berge einigermaßen zurück und das Strombett gewinnt eine Breite von
400 bis 600 Meter. Am linken Ufer folgen nacheinander Alt- und Neu-Ogradena
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (4), Band 16
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (4)
- Band
- 16
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1896
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.18 x 21.71 cm
- Seiten
- 616
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch