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Donau von Moldova bis unterhalb des Eisernen Thores eine geeignete Verkehrsstraße
zu schaffen. Die Pläne dazu ließ er alsbald unter der Leitung des berühmten ungarischen
Ingenieurs Paul Väsärhelyi ausarbeiten. Und nachdem die nöthigen Summen durch
die Regierung angewiesen worden, ließ Szechenyi schon im Jahre 1834 den Bau
dieser Straße beginnen und sie wurde im Jahre 1837 dem Verkehr übergeben. Sein
Hauptzweck dabei war, durch diese Straße bei niedrigem, die Schiffahrt hinderndem
Wasserstand wenigstens die Güterbeförderung zu Lande zu ermöglichen. Das ist die
sogenannte Szechenyi-Straße, ein würdiges Gegenstück der einstmals am jenseitigen
Stromufer erbauten Trajausstraße und jedenfalls eine ganz hervorragende Leistung,
die in ihrer Art einzig genannt werden muß. Die Straße mußte zum größten Theil,
besonders aber längs des Kasanpasses, in die beinahe senkrecht aus dem Wasser
emporsteigende Felswand gesprengt werden, und zwar an vielen Stellen mit so tiefer
Seitenhöhlung, daß die steile Wand einem Schirme gleich hervorgewölbt über ihr hängt,
während längs des freien Randes eine feste Steinmauer Mensch und Thier vor dem Sturz
in die Tiefe schützt. Das große Werk hat ein riesiges Aufgebot an Kraft und Arbeit
beansprucht.
Zur nämlichen Zeit, im Jahre 1834, beendigte Väsärhelyi in Plavisevicza seinen
großartigen Plan zur Schiffbarmachung der Stromschnellen in der Unteren Donau, und
zwar auf Grund jener umfassenden, überaus genauen und gewissenhaften Aufnahmen, die,
namentlich bei dem am 23. Oktober 1834 eingetretenen außerordentlich niedrigen Wasser-
stande bewerkstelligt, ein möglichst getreues Bild der Katarakte, ihrer Strömungen und
der Eigenthümlichkeiten des Strombettes ergaben.
Diesen ungewöhnlich niederen Wasserstand beuützte Väsärhelyi schleunigst, um auch
die in der Schiffsbahn befindlichen Klippen, soweit dies durch Menschenkraft möglich,
abtragen zu lassen und so die Schiffahrt in den Stromschnellen wenigstens einigermaßen
zu erleichtern. So wurden bei dem Stenka-Katarakt mehrere hervorstarrende Felszacken
abgesprengt, bei Kozla und Dojke eine ansehnliche Menge Felsen beseitigt und bei Dojke
am rechten Ufer sogar förmlich ein kleiner Kanal durchgebrochen. Auch bei Jzläs-
Tachlälia wurden viele Felsen, sowohl trocken gelegte, als im seichten Wasser befindliche,
abgetragen. Der kleine Wasserstand dauerte nicht lange, aber mit Hilfe von 1000 bis
1500 Arbeitern wurden zusammen 3500 bis 4000 Kubikmeter Felsenmaterial aus der
Schiffsbahn hinweggeräumt.
Szechenyi setzte mittlerweile sein begonnenes Werk unermüdlich fort. Vor Allem
galt feine Sorge dem Ausbau der Szecheuyi-Straße, und damit hatte er wenigstens einen
Theil, freilich nur den geringeren, seiner hieher gerichteten Bestrebungen verwirklicht. Diese
bedeutende Schöpfung zu ehren, ließ der „Ungarische Ingenieur- und Architektenverein"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (4), Band 16
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (4)
- Band
- 16
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1896
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.18 x 21.71 cm
- Seiten
- 616
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch