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Verlängerung ihres Privilegiums um 35 Jahre erwirkte. So begann eine lebhafte
Thätigkeit, deren sichtbare Ergebnisse nicht lange auf sich warten ließen. Da der beinahe
stürmische Aufschwung der Dampfschiffahrt einen gesteigerten Steinkohlenverbrauch mit
sich brachte, trachtete die Gesellschaft sich dafür eine billige Quelle zu sichern, indem sie
1852 den Grund zum Fünfkirchner Steinkohlenbergbau legte und zur Beförderung der
Kohle die Mohäes-Fünfkirchner Eisenbahn erbaute.
Das Jahr 1856 brachte eine bedeutsame Wendung in die Donauschiffahrt. Nach
dem Krimkriege versammelte sich in Paris ein Congreß der europäischen Großmächte, der
am 30. März 1856 die Freiheit der Douauschiffahrt aussprach; durch die Veröffentlichung
der Donauschiffahrtsacte vom 7. November 1857 trat dann die freie Schiffahrt auf der
Donau vom 1. Januar 1858 an thatsächlich in Kraft. Dies war ein sehr empfindlicher
Schlag für die Donau-Dampfschiffahrts-Gesellschaft, denn es hob das ihr verliehene
Privilegium auf und eröffnete die Donau dem freien Wettbewerb.
Zwar wurde die Gesellschaft für diesen Verlust durch die Regierung insofern
schadlos gehalten, daß diese ihr kraft des am 20. Mai 1857 zu Stande gekommenen
Vertrages bis 1880 unter gewissen Modalitäten einen jährlichen reinen Nutzen von
1,920.000 Gulden garantirte, allein dies beschränkte die Geschäftsfreiheit der Gesellschaft
dermaßen, daß ein neues Übereinkommen nothwendig wurde. Nach langen Verhandlungen
wurde im Jahre 1873 die Unabhängigkeit der Donau-Dampfschiffahrts-Gesellschaft durch
ein Gesetz gesichert.
Mittlerweile fuhr die Gesellschaft fort, ihre Flotte zu mehren und ihr Geschäft
auszudehnen. Im Jahre 1862 übernahm sie die aus 15 Dampfern und 19 Schlepp-
schiffen bestehende Flottille der baierischeu Dampfschiffahrts-Gesellschaft; dadurch stieg
die Zahl ihrer Dampfer — die beiden Seedampfer mitinbegriffen — auf 136 und
die ihrer Schleppschiffe auf 529, welche in demselben Jahre 716.858 Personen und
8,717.000 Meterceutner Waaren beförderten. Der erfreuliche und erhebliche Aufschwung
des laudwirthschastlichen Geschäftes brachte schon seit den Sechziger-Jahren immer mehr
Leben in die Schiffahrt, und als die Donau freigegeben war, entstanden alsbald auch
concurrirende Gesellschaften. Im Jahre 1865 bildete sich die Raaber Dampfschiffahrts-
Actiengesellschaft, die sich 1893 in eine Ungarische Dampsschiffahrts-Actiengesellschaft mit
dem Sitze Budapest verwandelte. Im Jahre 1866 bewilligte der königlich ungarische
Statthaltereirath die Gründung der Dampfschiffahrts-Gesellschaft für die mittlere Donau,
die spätere Erste ungarische Dampfschiffahrts-Gesellschaft. Als das Jahr 1867 Ungarn
die Wiederherstellung der verfassungsmäßigen Regierung brachte, begann in allen Zweigen
der wirthschaftlichen Thätigkeit eine so rege Entwicklung, daß sie sich naturgemäß
auch im Steigen des Schiffahrtsverkehrs äußerte. Dazu kam noch die reiche Ernte
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (4), Band 16
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (4)
- Band
- 16
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1896
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.18 x 21.71 cm
- Seiten
- 616
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch