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durchbohrte Beile und Schlagkolben aus geschliffenem Stein, Mahl-, Spalt- und Schleif-
steine, aus Knochen nnd Geweihen geformte Werkzeuge, aus Dentalinmschnecken, Muscheln
und Thon, vereinzelt sogar aus Kupfer gefertigte Perleu, endlich aus grobem Thon mit
freier Hand geformte, mangelhaft gebrannte, hie und da roth gefärbte, primitiv verzierte
Gefäße von verschiedener Gestalt.
Aus Kupfer geschmiedete Geräthe wurden jenseits der Donau bisher nur sporadisch
und stückweise gefunden. Ein größerer Fund aus der Kupferzeit, welche die beginnende
Bearbeitung der Metalle bezeichnet und der Bronze vorausgeht, ist in dieser Gegend bis-
her nicht gemacht.
Ans der Bronzezeit findet sich bisher jenseits der Donau keine durch systematische
Ausgrabung erforschte größere Niederlassung. Denkmäler dieser Kulturperiode wurden
dort uur durch glücklichen Znfall und meist sporadisch gesuudeu. Die Grabfunde sind sehr
selten. Unter den Depotfunden kommt kein aus noch uubeuützteu Gegenstünden bestehendes
sogenanntes Handelsdepot vor. Außer den Resten einiger Gußwerkstätten sind am häufig-
sten in Gefäßen verwahrte, zumeist geringere Schatzfunde. Erwähnung verdienen die im
Baranyaer Comitat bei Bozfök, im Tolnaer Comitat zu Duna-Földvär und Mohäcs,
im Veßpremer Comitat bei Bakony-Somhegy, ferner im Komorner Comitat an nicht näher
bestimmtem Orte gefundenen Werkstättenreste. Bom Bozsöker Fund sind 200 Stück die
Gußwerkstätte charakterisireude verschiedenartige Bruchstücke, Rohstoffe uud uubeschädigte
Gegenstände, meist Sicheln und Hohlcelte, aus dem Komorner Comitat etwa 60 Stück ins
ungarische Nationalmuseum gelangt. Einzelne Gußformen wurden in den Umgebungen von
Fünfkirchen, Eresi uud Duna-Földvär gefunden. Bedeutendere Schatzfunde sind die von
Eresi im Weißenburger, von Gyermely (34 Stück) im Komorner, von Ker (60 Stück),
Csabapnßta (36 Stück), Törökkopäny und Orezi (30 Stück) im Somogyer, von Bonyhäd
(208 Stück) und Raezegres im Tolnaer, von Güns (mehrere hnndert Stück) im
Cifenburger und von Pölöske (40 Stück) im Zalaer Comitat. Bei Keßthely befanden
sich in einem aus Steinen zusammengefügten Grabe neben dem Skelet eine Nadel und
eine Schwertklinge aus Bronze; bei Csabrendek, gleichfalls im Zalaer Comitat, zwei
Skelette und neben jedem ein Gürtel, ein Schwert, eine Stecknadel, ein Armband und
eine Lanzenspitze, sämmtlich aus Brouze. Denkmäler der anderen in der Bronzezeit
gebräuchlichen Bestattnngsweise, der Leichenverbrennung, sind die in Simontornya
gefundene Afcheuurue, in der sich drei Nadeln, zwei Ohrgehänge, ein gedrehter Reif
nnd vier Scheiben befanden, ferner die bei Dnna-Almäs im Komorner, bei Perkäta
nnd Nagy-Loök im Weißenburger, bei Gerjeu und Kölesd im Tolnaer Comitat auf-
gegrabenen Urnenfelder. Am letzteren Orte fanden sich auch einige Bronzegegenstände.
Die sporadischen Fnnde sind verhältnißmäßig die zahlreichsten. Die erwähnten größeren
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (4), Band 16
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (4)
- Band
- 16
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1896
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.18 x 21.71 cm
- Seiten
- 616
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch