Seite - 94 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Ungarn (4), Band 16
Bild der Seite - 94 -
Text der Seite - 94 -
94
mit Hakengriff, eine Lanzenspitze, ein Armring und ein bronzener Halsreif, endlich vier
bronzene Gewandspangen gefunden. Sämmtliche Gegenstände, insbesondere der Griff des
eisernen Messers und die vier Spangen, haben entschieden den Charakter der l^a-lens-
Periode. Die Spangen sind aus dickem Brouzedraht gefertigt und haben die Form eines
Steigbügels, au dessen einem Ende, am Ansatz der Nadel, der Draht sich schneckenförmig
ringelt, während am anderen Ende die Scheide der Nadel sich rückwärts gekrümmt auf den
Obertheil des Steigbügelbogens legt. Aus dem Ödeuburger Comitat sind noch die Funde
von Petöhäza und Bals zu erwähnen, die gleichfalls aus eiserneu Waffen und bronzenen
Schmucksachen bestehen; es sind lange Schwerter, ein Messer mit Hakengriff, eine Lanze,
ferner Halsreifen und Gewandspangen. In der von den Araviskern bewohnten Gegend
beiRegöly wurden gleichfalls ans derTorfschichte des Kaposthales in den letzten achtJahreu
zahlreiche Gegenstände aus der I.a-I'klle-Periode zu Tage gefördert. Die Funde vermehrten
sich im Nationalmuseum allmälig zu einer reichen und diese Periode gut charakterisirenden
Sammlung von Schmuckgegenständen, welche aus beinahe tausend Stück Bernsteinperlen,
aus goldenen Perlen von Filigranarbeit und in fignraler Ausführung, aus goldenen
Rädchen mit Speichen, aus Silberspangen verschiedener Gestalt und Größe, aus Ketten,
bronzenen Armringen, Reifen, Anhängseln und aus den Bruchstücken eines Bronzegürtels
bestehen. Aus der Gegend von Totis gelangte eine größere Sammlung von Schmuck-
gegenständen: silberne Armringe und Reifen von zierlicher I.a-I'ene-Kunst aus römischer
Zeit und eine emaillirte Scheibe, desgleichen aus Pilis-Maröth eine bronzene Gürtelkette
in das Ungarische Nationalmnsenm.
Von den die Cultur der Eisenzeit ausweisenden Kelten, und zwar von ihrem
araviskischen Stamme, sind auch einige in Relief gearbeitete Denkmäler, Grabsteine,
jenseits der Donau erhalten geblieben. So wurde zu Alsö-Szeut-Jväu im Weißenburger
Comitat das durch Mogitmarus dem Bato, Sohn des Tranto, und dem Firmus errichtete
Grabdenkmal gefunden. Die Steinplatte ist in drei Felder getheilt. In dem vertieften
oberen Felde erblickt man die Reliefbildnisse von Bato und Firmus. Die roh gearbeiteten
Figuren zeigen das kurz geschorene Haar auf der Stirne in Schueckeuliuieu geordnet,
den Hals nmgibt ein Spitzenkragen, der die enge Kleidung deckt. Die rechterseits stehende
Figur legt die linke Hand auf die Schulter der anderen. Beide legen die rechte Hand auf
die Brust. Die linksseitige Fignr hält in der linken Hand ein für wohlriechendes Öl
bestimmtes Fläschchen. In dem Felde unter der Nische steht die lateinische Inschrift, die
nns über das Denkmal aufklärt. In der Vertiefung des unteren Feldes befindet sich
gleichfalls eine Reliefdarstellung. Ein Soldat führt sein Pferd, ein zweiter reitet hinter
ihm. Die übrigen Denksteine haben mit diesem den Zug gemein, daß ein Feld, meistens
das mittlere, durch reitende oder fahrende Figuren ausgefüllt ist.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (4), Band 16
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (4)
- Band
- 16
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1896
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.18 x 21.71 cm
- Seiten
- 616
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch