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Auch auf Münzen kommen keltische Namen vor. Häuptlinge der Kelten mochten
Biatec, Cobrovomarus, Monnor, Evoinrix, Busu, Titto und Nonnos gewesen sein,
deren Namen man auf Silbermünzen von Preßburg, Ungarisch-Altenburg und aus
anderen Gegenden liest. Ein ähnliches Denkmal des Araviskerstammes bilden die im
vorigen Jahrhundert zu Bia gefundenen 80 Stück Denare mit den Aufschriften Ravin
nnd Rausci.
Durch die römische Eroberung tritt der jenseits der Donau gelegene Theil Ungarns,
als Kern der Provinz Pannonien, mit einem Schlage in den Mittelpunkt der Geschichte
des Alterthums. Was immer der Grund gewesen, daß die römischen Waffen sich gegen
das Donauland wandten, sicher ist es, daß der militärische Schwerpunkt Roms seit dem
Beginn dieses Unternehmens in Pannonien lag, nach der völligen Eroberung aber die
pannonischen Legionen oft eine entscheidende Rolle in der inneren Geschichte Roms spielten.
Der natürlichen Gestaltung des Landes und dem Betragen der feindlichen Völker
entsprechend, erfolgte die Eroberung und in Verbindung mit ihr die Organisation der
Vertheidigung wie die Civil-Colonisirnng in mehreren Abtheilungen; dieser Proceß
erstreckte sich über 220 Jahre, von Oetavianns (34 v. Chr.) bis zur Oberbefehlshaberschaft
des Septimius Severus (185 n. Chr.).
Das eigentliche Eroberungswerk wurde im Jahre 9 n. Chr. von Kaiser Augustus,
dem Beginner des Unternehmens, durch Besiegung der pannonischen Stämme beendigt.
Damals entstand die erste große Bertheidigungslinie, die längs der Save, durch die Lager-
plätze Sirmium (Mitrovitz) und Siscia (Sissek) und mehrere Kastelle befestigt, Pannonien
von Dalmatien schied.
In dieser Zeit der bewaffneten Eroberung scheint das heutige ungarische Gebiet
jenseits der Donau noch geringe Wichtigkeit zu haben. Als wäre der zwischen die Raab
und Save fallende Theil der Donaulinie der Aufmerksamkeit der römischen Strategie
entgangen, oder als hätte er vielleicht wegen der friedlicheren Gemüthsart der hier
wohnenden keltischen Stämme keine bewaffnete Einmischung nöthig gemacht. Im zweiten
Jahre nach Christus standen längs der Donau schon zwei Legionen, doch findet sich
noch kein Ort von römischer Gründung. Der älteste ist die im Gebiete der Bojer um das
Jahr 14 u. Chr. entstandene Veteranencolonie Scarabantia (Ödenbnrg).
Kaiser Claudius (41 bis 54 u. Chr.) befestigte die zweite große Vertheidigungsliuie,
welche die Obere Donau mit Aquileja verbindet und Pannonien von Norienm, dieses
aber von Rhätien schied. Die Linie ging mit zwei Ästen von Vindobona und Carnnntum
aus, die sich bei Scarabantia trafen, und zog dann über Sabaria (Steinamanger) nach
Poetovio (Pettau), wo sie sich mit der von Mursa (Esseg) ausgehenden Draulinie und der
von Sirmium heraufkommenden Savelinie vereinigte. Sabaria war gleichfalls eine
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (4), Band 16
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (4)
- Band
- 16
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1896
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.18 x 21.71 cm
- Seiten
- 616
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch