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folgt östlich das schmälere Joch des Kreuzschiffes und als Fortsetzung des Mittelschiffes die
beiden Joche des Sanctuariums, dem sich ein aus drei Seiten des Achtecks gebildeter
Abschluß anfügt. Die östlichen Enden der Seitenschiffe schließen jedes mit einem angefügten
schmäleren Joche ab. Vor der Westfronte, in ihrer Mitte, erhebt sich, fast in gleicher
Breite mit dem Hauptschiffe, ein Thurm, in dessen Untergeschoß sich das Hauptthor
öffnet. Die Ähnlichkeit mit der Ofner Festungskirche erstreckt sich auch auf den Zug,
daß das Kreuzschiff nicht aus der Flucht der Langwände hervorbricht. Auch sind dies die
beiden einzigen mittelalterlichen Kirchen jenseits der Donau, die ein Kreuzschiff haben.
Die aus dem XIII. Jahrhundert stammenden Theile des Aufbaues sind: das
quadratische untere Geschoß des Thurmes und die darüber liegenden beiden achteckigen
Geschoße, ferner die drei Langschiffe bis zum Kreuzschiff. Dieses, sowie das Sauetuarium,
dessen Abschluß, die Sacristei, endlich das mit großen Fenstern durchbrochene Obergeschoß
des Thurmes uebst dessen Helm sind um das Jahr 1482 erbaut. Der Orgelchor uoch
später, er trägt die Jahreszahl 1489.
Die Theile des Aufbaues tragen das Gepräge ihrer Entstehungszeit an sich. Das
Untertheil des im XIII. Jahrhundert erbauten Thurmes ist gedrungen; aus seinen Ecken,
sowie aus den verhältnißmäßig hohen Wänden der Seitenschiffe springen mächtige
Stützpfeiler hervor, die Fenster an den Wänden der Seitenschiffe sind sehr schmal, mit
stumpfer Spitze, auch ihr geometrischer Schmuck ist einfach, das Kranzgesimse und der
Rundbogenfries über ihnen erinnern an die romanische Kunst. Die halben Dächer der
Seitenschiffe reichen bis an das Gesimse an den Wänden des Mittelschiffes hinan, die
Wände des Mittelschiffes haben also keine Fenster. An der Wand des südlichen Seiten-
schiffes, und zwar beim zweiten Joche, öffnet sich eine Thüre mit stumpfer Spitze und
manchen Details der Leibung, die dem Übergangs-Banstil näher stehen als dem gothischen.
Das im XIV. Jahrhundert erbaute Kreuzschiff hat an seiner hoch aufragenden Giebelwand
ein hohes Fenster, das schmale Thor am Fuße der südlichen Giebelwand ist an der Leibung
durch ununterbrochene Stäbe gegliedert nnd geschmückt. Die beiden Fenster der Sacristei sind
zwar halbkreisförmig, desto reicher aber sind die Fenster und das Gesimse des Sanctuariums,
sowie das obere, mit hohen Fenstern durchbrochene Geschoß des Thurmes, die dessen
Helm umgebende Balustrade und die Thürmchen, die sich an den acht Ecken der Balustrade
erheben.
Weit interessanter ist das Innere der Kirche. Was am Äußeren unsere Aufmerk-
samkeit eregt, nämlich die ungewöhnlich hohen Wände der Seitenschiffe, sowie die aus
diesen Wänden hervorspringenden starken Stützpfeiler, das dient alles, um die Last der
Gewölbe des Mittelschiffes zu tragen. Auch erfüllen sie diese wohlberechnete Aufgabe, so
daß es im Innern der Kirche keiner starken Pfeiler bedarf; statt dieser sind die Seitenschiffe
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (4), Band 16
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (4)
- Band
- 16
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1896
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.18 x 21.71 cm
- Seiten
- 616
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch