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Königin Maria, Gemahlin Bela's IV., gegründet nnd später durch Karl Robert fortgesetzt,
aus welcher Zeit der neuerdings wiederhergestellte sogenannte Salomonsthnrm am Fuße
des Burgberges stammen mag. Im III. Bande „Ungarn" haben wir diese Perle des
mittelalterlichen Burgbaues im Laude jenseits der Donau abgebildet, von deren einstiger
Großartigkeit uns nur formlose Ruinen erhalten sind. Jedenfalls reichen diese hin, um
die allgemeine Anlage sowohl der Hochburg als auch der am Abhänge des Berges
gelegenen unteren Burg uud die gothische Kunst der Bauweise erkennen zu lassen. Letztere
ist ein gemeinsamer Zug sämmtlicher Burgen; so bedeutend der romanische Charakter im
mittelalterlichen Kirchenbau des Dnnäntnl überwiegt, so sehr nnd noch vollständiger
beherrschte die gothische Kunst die ganze weltliche Architektur.
Die erwähnten bilden blos einen kleinen Theil der meist als Höhenburgen angelegten
Bergvesten, die iu den dritthalb Jahrhunderten seit der zweiten Hälfte des XIII.
Jahrhunderts unter den letzten Ärpaden und den Anjous jenseits der Donau erbaut
wurden. Die gleichzeitigen Urkunden erwähnen außer diesen noch zahlreiche Burgen.
Darnach gab es deren in den Comitaten Üdenburg, Eisenburg, Zala, Somogy und
Tolna je 12 bis 15, daher ihre Zahl jenseits der Donau weit über Hundert gestiegen
sein muß und Westeuropa kaum ein Land hatte, das in dieser Hinsicht den Landestheil
jenseits der Douan übertraf. Aber alle hatten von der rauhen Türkeuhaud schwer zu
leideu. Ende des XVII. Jahrhunderts gelangten sie zum Theil iu den Besitz der Familie
Esterhäzy. Im Jahre 1702 ordnete Leopold I. die Schleifung zahlreicher Burgen an,
darunter jenseits der Donau von Könnend, Szalavär, Kanizsa, Veßprem, Palota, Päpa,
Totis (Tata), Stuhlweißenburg, Kaposvär, Simoutoruya, Dombovär und den kleineren
Bnrgen am Plattensee. Später erfahren fast alle, mit Ausnahme der zu Schlössern
umgebauten, das gemeinsame Los, daß ihre Steine nach und nach als Baumaterial
verschleppt wurden.
Die Herrschast des Spitzbogens dauerte über die Mitte des XV. Jahrhunderts
hinans. König Matthias Hunyady erwies sich, während er im Kirchenbau der spitzbogigeu
Mode Rechnung trug, in der weltlichen Baukunst als Freund der Renaissance. Zahlreiche
italienische Künstler standen in seinem Dienste; Benedetto da Majano, Chimenti Camicia,
Baccio nnd Francesco Cellini, Aristotele Fioravanti, endlich Jakob uud Johann von
Trau verkehrten an seinem Hofe. Die gleichzeitigen Schriftsteller berichten mit Begeisterung
über seiue Bauten. Tubero sagt iu den Commentarien, er habe Ungarn so mit Bauwerke»
geschmückt, daß das Land dem architektonisch so reichen Deutschland uahe kam. Bonfiuius
sagt in seiner Widmung zur lateinischen Übersetzung vou Antonio Avernlino's Buch „ve ^r-
clütectuia«: „Du hast Pannonien, das einst von Barbaren bewohnte Land, mit so groß-
artigen Bauwerke» geschmückt, daß es scheint, als wären diese mehr für die Ewigkeit als
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (4), Band 16
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (4)
- Band
- 16
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1896
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.18 x 21.71 cm
- Seiten
- 616
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch