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dieser hinabführenden Treppe sind die Wände mit Reliefdarstellungen bedeckt, die der
Bildhauer Georg Zala auf Gründ der alten Reste gefertigt hat. Die Wandbilder stammen
von Karl Audreä, Moritz Beckerath und Bartholomäus Szekely, die Statuen von
Georg Kifs her. Indem wir diesen erstaunlichen Reichthum betrachten, nehmen wir
wahr, daß der Meister mit großem Wissen und richtigem Takte Alles zusammeugetrageu
hat, was die hervorragenden Reize so mancher anderen altchristlichen und romanischen
Kirche bildet.
Wenn an seiner Schöpfung etwas auszusetzen ist, so wäre es höchstens, daß selbst in
der Zeit der romanischen Bauweise kein Bauwerk entstanden ist, das die Gesammtheit der
Elemente romanischer Kunst in solcher Vollständigkeit vereinigt zeigt. Die Kirche, an deren
Stätte vielleicht schon zur Zeit der Apostel Christen ihren Gott angebetet haben, wurde
im Sommer 1891 iu Gegenwart des apostolischen Königs eingeweiht.
Unter den neuerdings entstandenen Kirchenbauten erwähnen wir die Kirche der
englischen Fräulein zu Veßprem (1860) nud die der Ursnliuerinnen zu Ödenburg (1864).
Beide sind gothisch. Die erste wurde von Eugen Szeutirmay, die zweite von Ferdinand
Händler erbaut.
Während der Türkenherrschaft riß auch der Faden der weltlichen Banthätigkeit ab
und dann folgten die Wirren der nationalen Erhebung, die sie lähmend beeinflußten.
Zwei Jahrhunderte der kritischen Verhältnisse machten den materiellen Ruin allgemein.
Die einst mächtigen Geschlechter starben aus oder verarmte«. Nur wenige Magnaten
hatten noch die Mittel und auch Lust, dem Beispiele des westlichen Luxus zu folgen.
Die Familie Esterhäzy, deren fabelhafter Reichthum um diese Zeit durch den
Palatin Nikolaus begründet wurde, ist sozusagen der einzige Bauherr; die hervor-
ragendsten Bauten des XVII. und XVIII. Jahrhunderts knüpfen sich an den Namen
dieser Familie. Da es mich auf diesem Gebiete an Überlieferungen aus der Ver-
gangenheit fehlte, nahm sich die nach und uach wieder aufgenommene Thätigkeit die
in der westlichen Nachbarschaft moderne italienisch-österreichische Renaissance zum Muster.
Die Bedeutung der Burgen als Schutzbauten hörte immer mehr auf und sie wurde«
umgestaltet oder in halb abgetragenem Zustande ihrem Schicksale überlassen. Die
einstigen Bewohner der Bnrgen begannen auf das flache Land niederznsteigen und
bauten sich da Kastelle, die den gesteigerten Anforderungen au Bequemlichkeit nnd
Luxus entsprachen. Es sind dies regelmäßige geschlossene Vierecke, an deren Ecken
sich runde oder viereckige thurmartige Vorsprüuge von größerer oder geringerer
Höhe erheben; ihre Fanden sind regelmäßig, die Fenster stehen in einer Reihe und
in gleichen Abständen, die Gänge sind breit, zuweilen offene Sänleuarkaden, nnd
von ihnen aus öffnen sich die Thüren nach den geräumigen hellen Wohnzimmern.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (4), Band 16
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (4)
- Band
- 16
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1896
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.18 x 21.71 cm
- Seiten
- 616
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch