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dcn Fenstern vom Erdgeschoß bis ans Hauptgesims hinanreiche»; über dem Gesims länft
eine steinerne Balustrade von schöner Arbeit entlang, die niit abwechselnden Statuen
uud Vasen besetzt ist. Das risalitartige Mittelstück der nach Süden gewendeten Hanpt-
schade ist mit eineni auf vier Säulen rnhenden Baleon geschmückt und mit einem Giebel
gekrönt. Anch auf der Hofseite siud die Tracte des Gebäudes dnrch Balcone und
Giebel belebt.
Dem Thore gegenüber führt vor dem Mitteltraet eine zweiarmige Freitreppe znm
ersten Stock empor. Im Erdgeschoß öffnen sich zwischen den beiden Armen der Treppe
drei Thüren nach dem als Sommer-Speisesaal dienenden großen Saale. Hinter diesem
befindet sich der große Parterresaal (slvln terrena), dessen Decke auf vier Pfeilerpaaren
ruht und dnrch dessen Thüren man den vor die Südfronte hingebreiteten Park betritt.
Über die mit prächtigem Eifengitter geschmückte Treppe gelangt man auf einen geräumigen
Valcon, auf dessen steinernen Geländern Statnen stehen. Von hier aus tritt man in
einen durch zwei Stockwerke reichenden Vorsaal und weiter in dcn ebenso hohen, großen
Prnnksaal. Im Parterre uud beiden Stockwerken ziehen sich an der Hofseite der
Tracte rechts nnd links lange Corridore dahin. Ans diesen öffnen sich Thüren nach
den 126 Zimmern, die zu zweien, dreien nnd vieren als besondere Appartements
grnppirt sind.
Früher schloß sich jedem Seitenflügel unter rechtem Winkel noch ein großes
Gebäude an. Das eine diente als Wintergarten, in dem anderen war die Vildergallerie
der fürstlichen Familie untergebracht, bis sie nach Wien gelaugte, um später iu der
ungarischen Landes-Vildergallerie ihre Stelle zu finden. Im Schloßpark verstreut
standen: ein Opernhaus, dessen Capellmeister Josef Haydn war, ein Marionetten-
theater, die Tempel der Sonne, der Diana, Fortuna und Venus, das chinesische
Hans (kaFatelle), das als Tanzsaal diente, nnd die Eremitage. Die Mannigfaltigkeit
in Hof und Park war noch dnrch Bassins mit Springbrunnen, durch Caseadeu und eine
große Anzahl von Statueu erhöht. Auf Schritt uud Tritt harrte des Gastes eine
Überraschung.
Der Park ist sammt deu zuletzt geuauuteu Gebäude», den Statuen nnd Caseaden
verschwunden. Blos das Schloß ist erhalten geblieben. Auch dieses bot lange Zeit ein
Bild trauriger Verlassenheit und wurde eines Theiles seiner kostbaren Ausstattung beraubt.
Was noch vorhanden ist, genügt, um eineu Begriff vou der ursprünglichen Einrichtung
zu geben, die als eine wohlberechnete, erstaunlich reiche und harmonisch wirkende Schöpfung
des koketten Noeoeo bezeichnet werden »i»ß.
Die Glanzzeit des Schlosses währte bis znm Ende des vorigen Jahrhunderts.
Um diese Zeit beherbergte es manchen hohen Besuch; der französische Botschafter
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (4), Band 16
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (4)
- Band
- 16
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1896
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.18 x 21.71 cm
- Seiten
- 616
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch