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genannten gibt es ein Kövägö-Örs, ehemals Boldogasszony-Örs, in der Richtung der
Fülöper Überfuhr, dann das Dörfchen, oder vielmehr die gut bevölkerte Puszta Kis-Örs
zwischen Salföld und Rendes. Alle stoßen mit ihrem „Hotter" an den Plattensee und »
alle bauten einst auf ihren Bergen einen vorzüglichen Wein voll Kraft und Blnine. In
den ersten Jahrhunderten waren alle vier Ors in der Hand des Geschlechtes Örs vereinigt.
Georg, aus dem Geschlechte Örs, erhält im Jahre 1398 Battyän und von da an nennt
sich die Familie Batthyäuy. Unter Matthias I. steigt sie zu geschichtlicher Bedeutung auf.
Franz Batthyany erhält im Jahre 1524, unter dem Titel der „Untreue" Valentin Töröks
von Enying, dessen Burg Güssing (Nemet-Ujvar), die ihm das Familienprädicat de
Nemet-Ujvär liefert.
Die Propstei zu Felsö-Örs ist nahezu 700 Jahre alt. Ihre Güter befanden sich
zeitweilig in anderen geistlichen, mitunter auch weltlichen Händen, die Propstei jedoch
bestand ununterbrochen fort. Ihre Kirche ist ein ausgezeichnetes Denkmal spätromanischer
Baukunst und stammt aus keiner späteren Zeit als 1250 bis 1260. Sie zeigt den nämlichen
Stil wie die Garnisonskirche in der Osner Festung und ist zwar kleiner als diese, jedoch
ein schmuckerer und verhältnißmäßig kostspieligerer Bau. Den Hauptgrundbesitz der
Propstei bildet die im Weißenburger Comitat am Südnfer des Velenezeer Sees gelegene,
2800 Joch große Puszta Dinyes, die ihr im Jahre 1490 durch den Prinzen Johann
Corvin geschenkt wurde. Das Patronatsrecht und die Donationen werden noch heute von
den FürstenBatthyany ausgeübt. Alsö-Örs liegt dem Plattensee näher und hat eineherrliche
Aussicht gegen Tihany hin. Alle drei Dörfer gehören kleinadeligen Kleingrundbesitzern
und zu geringem Theile dem Veßpremer Kapitel. Auch Kövägö-Örs ist eine Nieder-
lassung von gleichem Alter wie Felsö-Örs. Dahin gehört die Puszta Ecser, einst ein
Dorf, das schon im Jahre 1159 seine St. Ladislans geweihte Kirche hatte. Sein Gebiet
ist in den Händen des Kleinadels. Unter diesem hat sich die Familie Kerkapoly hervor-
gethan, deren Ahnherr Stesan im Jahre 1685 geadelt wurde. Sein Ururenkel Stefan
ist um 1840 Ablegst und Vicegespan von Zala. Stephans Bruder Johann übersiedelt
nach Szent-Gal im Veßpremer Comitat, wo sein Sohn Karl, der spätere Schriftsteller,
Universitätsprofessor, Abgeordnete und (1870 bis 1873) ungarische Finanzminister,
geboren wird.
Von Felsö-Örs und Lovas westlich gelangen wir nachPaloznak, dann überKövesd
nach Csopak. Die Bergabhänge sind hier alle mit Landhäusern bedeckt; das größte und
schönste darunter ist die durch den verstorbenen Bischof von Veßprem, Johann Ranolder
erbaute, mit Thurm und Kapelle versehene große Csopaker Villa.
Westlich von Csopak liegt in herrlicher Gegend, dem Thomas- und Georgsberge zu
Füßen, Balatou-Füred. Bevor die Phylloxera ins Land kam, erzielte es in seinen
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (4), Band 16
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (4)
- Band
- 16
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1896
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.18 x 21.71 cm
- Seiten
- 616
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch