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wirkender Konvent und besitzt auch ein Archiv, das noch vor dem Falle Szigetvärs nach
dem Eisenburger Kapitelhaus geschafft und so den drohenden türkischen Raubzügen entrückt
wurde. Im Jahre 1600 eroberten die Türken Kanizsa und zerstörten ein Jahr später auch
Kapornok vollständig, ohne es aber dauernd zu besetzen. Die Reichstage der folgenden
Jahre verfügten die Wiederherstellung und Aufrechterhaltung seines Forts.
Nahe bei Kapornok liegt die Pußta Foriutoshäza, Stammsitz der dem niederen Adel
angehörigen, aber ansehnlichen Familie Forintos, die namentlich bei der Deputirtenwahl
von 1843 im ganzen Lande von sich reden machte. Ihr damaliges Haupt Georg erklärte
sich nämlich, als Führer der conservativen Partei des Comitats, gegen die Leistung der
öffentlichen Lasten und setzte bei der Abstimmung der Comitatsversammlnng eine
Instruktion durch, auf Grund deren Franz Deäk seinen Platz im Reichstage von 1843 bis
1844 nicht einnehmen konnte. Die freisinnige Partei jedoch hing so treu an Deäk, daß sie
auf einer neuerlich einberufenen Versammlung unter der Führung Ladislaus Csänyi's die
Mehrheit erkämpfte, freilich nicht ohne daß es beide Male zum Blutvergießen, ja zum
Verluste mehrerer Menschenleben kam. Aus diesem Grunde nahm Deäk auch das zweite
Mal das Deputirteumandat nicht an.
Südwestlich von Nagy-Kapornok liegt zwischen Waldgebirge Szent-Peternr , in
dessen Besitz sich der Religionsfonds und ein Compofsessorat theilen, mit den volkreichen
Puszteu Bänfa und Rokolän. Hier wurde Ludwig Hencsei geboren und erzogen, ein
schlichter Grobschmied, der im Jahre 1840 nach Pest ging, daselbst eine Nazarener-
Gemeinschast gründete, den nazarenischen Glauben in mehreren Ortschaften des Landes
verbreitete, dessen Glaubensbekenntniß niederschrieb und dann als Bekehrer in die Schweiz
ging, wo er 1846 starb.
Hier ist noch Bncsü-Szent-Läszlö (St. Ladislaus'Wallfahrtsort) zu erwähnen,
das auch Egyhäzas-Szent-Läszlö (St. Ladislaus mit der Kirche) heißt. Es liegt an der
Kanizsaer Eisenbahn im Thale des Pölöske-Baches. Die Franciscaner haben da ein
großes Kloster nebst Kirche. Es ist ein besuchter Wallfahrtsort.
Hahöt ist mit dem historischen Namen einer großen Familie verknüpft. Ein Ab-
kömmling der thüringischen Grafen von Orlamünde begann gegen Ende des XII. Jahr-
hunderts unter Bela III. hierzulande in und um Hahöt ausgedehnte Besitzungen zn erwerben.
Unter seinen Nachkommen tauchten in der ersten Hälfte des XIII. Jahrhunderts die Namen
Hahold und Bnzad auf. Ein Bnzäd war im Jahre 1222 schon Banns. Sein Sippe
Arnold stiftet im Jahre 1234 das Kloster zu Hahöt. Abkömmlinge dieses Geschlechts sind
die Bänffy von Alsö-Lendva, deren einer, Johann, unter Wladislaus II. Obermundschenk
ist und später König Johanns Palatin wird. Nach ihm begannen die männlichen
Sprößlinge alsbald selten zu werden, so daß zu Ende des XVI. und Anfang des
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (4), Band 16
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (4)
- Band
- 16
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1896
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.18 x 21.71 cm
- Seiten
- 616
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch