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Palin ist Stammsitz der Jnkey von Palin, einer der ältesten und angesehensten
Familien der Comitate Zala und Somogy, später Besitzthum des Grafen von Flandern.
Nagy-Kanizsa (Groß-Kanizsa) ist einer der wichtigsten Plätze und die größte Stadt
des Zalaer Comitats. Es ist Hauptort der Gerichtsbarkeit und Verwaltung. Mehrere
Eisenbahnlinien haben hier ihren Kreuzungspunkt, außer der Budapester, Triester und
Ödenbnrger Linie gehen nämlich auch die Linien nach Agram, Fünfkirchen und Kaposvär
eigentlich von hier aus. Als Handelsplatz ist es einer der größten jenseits der Donau, und
die Neuzeit sieht es von Tag zu Tag schöner, größer und reicher werden. Stadt und Festung
gehörten einst der Familie Kanizsay, die aus dem Geschlecht Osl hervorging. Lorenz
Kanizsay, Obergespan des Zalaer Comitats, kämpft tapfer gegen die Parteigänger und die
Deutschen und erhält dafür von Karl I. im Jahre 1324 die Beste Kanizsa nebst der
zugehörigen Herrschaft. Von da an nennt sich diese Linie der Osl Kanizsay und fährt fort,
ihre Besitzungen in der Gegend zu vermehren, während sie zugleich die höchsten Würden
erringt. Während des ganzen XV. Jahrhunderts stehen die Kanizsay auf dem Gipfel der
Macht. Der letzte Kanizsay, Ladislans V., war im Jahre 1525 5u6ex Luriae, mit ihm
erlosch das Haus im Jahre 1532. Seine einzige Tochter Ursula war die Gemaliu des
späteren Palatins Thomas Nädasdy. Sie wurde, um die Güter nicht dem Fiskus zufallen
zu lassen, präficirt (in Sohnesrechte eingesetzt), wodurch die Kauizsay'scheu Besitzungen an
die Nädasdy übergingen. Der Palatin starb 1562 und hinterließ einen Sohn, Franz, den
durch gewaltige Körperkraft und Tapferkeit berühmten sogenannten „schwarzen Beg",
dessen Gemalin Elisabeth Bäthory war. Nach dem Falle Szigetvärs konnte nur Kanizsa
die stärkste Schutzmauer der westlichen Comitate werden, König Maximilian brachte es also
im Jahre 1566 im Tauschwege an sich, indem er als Gegenwerth die Herrschaft der Abtei
Bors-Monostor und im Neutraer Comitat Burg Csejthe nebst zugehöriger Herrschaft
hingab.
Kanizsa wird in Urkunden aus der Ärpädeuzeit auch als Keuesa und Kanesa erwähnt.
Es war von altersher eine Beste und bildete im Thale des alten Kanizsa-Flnsses, von
Sumpf und Moor umgeben, eine Sumpfburg. Nach der Mohäeser Niederlage wuchs
seine Bedeutung als Grenzpunkt in dem Grade, als die Türken vordrangen. Schon der
Reichstag von 1559 erklärt seine Befestigung für nothwendig und fügt hinzu, daß,
wenn Szigetvär und Babocsa verloren gehen sollten, die Türken erst bei Kanizsa auf-
gehalten werden könnten. Die Befestigung wurde alsbald durchgeführt, ja man erweiterte
die Erdwerke so, daß sie eine Besatzung von mehreren tausend Mann aufnehmen
konnten. Sobald das Land die Festung übernommen hatte, ernannte der König (1566)
Franz Tahy zum Commandanten. Die Besatzung unter Tahy bestand aus 1000 Reitern
und 1000 Mann Fußvolk, war also nach den Begriffen jener Zeit bedeutend.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (4), Band 16
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (4)
- Band
- 16
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1896
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.18 x 21.71 cm
- Seiten
- 616
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch