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Comitats revenei. Ihre Sprache gleicht am meisten der der steirischen Sloveueu und
klingt am reinsten längs der nngarisch-steirischen Grenze. In den östlichen und südöstlichen
Theilen des Gebietes merkt man die Berührung mit den Magyaren nicht nur der Aus-
sprache, sondern auch dem Wortschatz an.
Nach dem Sturze der avarischeu Macht gelaugte auch das Wendenvolk unter die
fränkische Obmacht; zu dieser Zeit, unter Privina und Kocel, nahmen sie anch das
Christenthum und eine höhere Cultur an.
Die Berührung des Slovenenthnms mit den nördlich der Donau wohnenden
Völkern des mährischen Reiches wurde durch einen deutschen Keil und nach der magyarischen
Einwanderung durch das magyarische Örseg-Gebiet getrennt, während es von den östlichen
Verwandten durch die Göesejer und Hetöser Magyaren abgeschnitten ward. Die slovenische
Bevölkerung vermischte sich mit der magyarischen uud blieb nur dort bestehen, wo sie mit
der großen Masse des Slovenenthnms und mit den Kroaten des Mnraköz in fortwährender
Berührung steht. Der Verschmelzungsproceß setzt sich auch gegenwärtig fort.
Die Wenden sind ein kräftiger, muskulöser Schlag. Die meisten sind allerdings
mittelgroß, doch gibt es viele schlanke und auf der Ebene geradezu hochgewachsene. Ihr
Kopf ist oval, das Angesicht glatt, nicht knochig, das Ange lebhaft, zumeist blau, das
Haar blond oder braun, die Gesichtsfarbe gelblich, doch auch braun. Bei den Fraueu ist
die Stumpfnase häufig. Die Männer, insbesondere die älteren, tragen weder Schnnrbart,
noch Bart. Immerhin hat sich die jüngere Generation bereits mit dem Schnurbart
befreundet und ist nur dem Barte noch etwas abhold. Die wendischen Franen sind schön,
wie die südslavischen überhaupt; die schönsten sind die in der Ebene wohnenden. Doch ist
die Frische der Schönheit nicht von Daner, die jnngen Franen welken früh, eine schöne
alte Frau ist selten.
Der wendische Bauer ist klug, lernbegierig, schlau, eigennützig. Findig ist er nicht,
deu guten Einfall eines Anderen aber erkennt und begreift er rasch uud sncht ihn zu seinem
eigenen Besten zu nützen. Fremden gegenüber ist er mißtrauisch und verschlossen. Sein
Temperament ist zumeist melancholisch. Zartes Gefühlsleben, religiöses Gemüth, friedsame
Häuslichkeit uud vor Allem eiu ungewöhnlicher Fleiß sind diesem Volke nachzurühmen.
Seine Gesundheitsverhältnisse sind nicht sonderlich günstig. Die des Gebirgslandes leide»
unter dürftiger Ernährnug, die der Ebene unter der Feuchtigkeit des Bodens, auf dem
sie ihre Häuser baue». Ju deu Dörfer» an der Mur (Meliuez, Jzfaköcz, Bisztrieze) ist der
Kröpf häufig.
Bis zu den Fünfziger- und Sechziger-Jahren war die Tracht der wendischen
Bewohner beider Eomitate nicht sonderlich verschieden. Die bis dahin herrschende weiße
Kleidung bestand ans dem weißen Rock und dem gleichen weißleinenen Jäckchen, über dem
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (4), Band 16
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (4)
- Band
- 16
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1896
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.18 x 21.71 cm
- Seiten
- 616
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch