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Dieses Gebirge ist steinlos und seine höchste Spitze hat kanm 200 Meter; es ist eine
von unten bis oben bebaute Lehmerhebung, in deren Schatten man überall auf die
Karasieza, diesen kanalisirten Abfluß der oben erwähnten Peesvärader Bäche trifft.
So klein aber dieses Gebirge, ist es doch auch Wasserscheide und zugleich Volksscheide.
Nördlich bis Mohäes hinauf wohnen Serben, südlich bis Esseg hinab Magyaren, beide
Stämme mit etwas Deutschthum in kleinen Dörfern gemischt. Es ist der Nons ^Vureus
der Römer, der von Einigen in Syrmien gesucht wird, während Andere, die anch den
Namen des Comitats Barauya als Übersetzung des lateinischen Namens auffassen, den
Berg gern hieher verlegen. Am Westende des Gebirges steht Baranyavär (Burg Barauya)
und daher der schon vom Anonymus erwähnte Name des Comitats. Ärpäd entsandte
nämlich die Feldherren Ete und Bojta znr Eroberung der Burg Baroua. Diesen Namen
leiten Manche von einem angeblichen, aber nicht nachweisbaren Lustrum Vurronii,
Andere von den nach Florus hier ansässig gewesenen Lrenni, noch Andere von Uons
^urous (^urc>s, Vranu, Varunu, Larunu) her. Die Volksetymologie denkt
sogar an Lor (Mutter des Weines), mehr witzig als gründlich. Übrigens hat
diese Phantasie ihren Grund darin, daß die Natur die drei Bergkette» durch Lage und
Bodenbeschaffenheit für den Weinbau bestimmt hat, wie denn gegenwärtig Baranya
das weinreichste Comitat des Reiches ist. Selbst in seinem Wappen erblickt man zwei
Männer, die an geschulterter Stange eine ungeheure Traube tragen, ganz wie Nnmeri,
XIII. 24. zu lesen. Die drei Bergketten wetteifern seit Urzeiten an Güte ihres Weines
und jede hatte immer ihren Anhang. Die Mecsckweine wurden von den Deutschen
getrunken (sie gingen „hinauf"), der Siklöfer war dem Raizen (Slavonier) werth
und den Alfö-Baranyaer trank die Bäeska. Gewaltige Consumeuteu, noch gewaltiger
aber ist die Phylloxera. Es ist interessant, daß im vorigen Jahrhundert ein gelehrter
Beschreibe? von Baranya den Bäeskaern rechtgibt, indem er sagt: „Villäny hat einen
vorzüglichen Wein, der dem Sepseer nahekommt." Sepse aber ist ein Dörfchen in
Alsö-Baranya.
Und noch ein vierter Berg ist zu erwähnen. Am Rande einer großen Ebene,
„gelb umwallt von der Ähre und grün von saftigem Grase", erhebt sich auf der Pußta
Sätoristye, an der Straße nach Mohäes, ein zehn Meter hoher Hügel. Sein Gipfel
bildet eine runde Fläche von 50 Quadratmeter, als wäre er eiust zur Errichtung eines
Zeltes geebnet worden. Man nennt ihn Türkenhügel (l'örök kulom) und sagt, hier
habe am „Tag von düstrem Gedächtniß" Snleymanns Zelt gestanden, bis hieher seien
die 32 Helden vorgedrungen, die sich gegen das Leben Snleymanns verbündet hatten,
nnd hier hätten die Janitfcharen deren Rossen die Kniegelenke durchhanen. Zu Füßen
des Hügels grünt üppige Grasfläche; hier am linken Flügel, der zu vermeintlichem
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (4), Band 16
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (4)
- Band
- 16
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1896
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.18 x 21.71 cm
- Seiten
- 616
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch