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später Herrschaftssitz der Familie Besän, beziehungsweise nach deren Erlöschen Besan-
Jankovies. Die steilen Lehmhöhen hinter der Häuserreihe an der Donau haben noch jetzt
eine Art Burgsorm und ihre Oberfläche ist von Spnren alter Mauern durchzogen; so ist
dies ein sehr anziehender Endpunkt Baranyas. Hier, ja noch etwas höher, im Tolnaer
Gebiet, theilt sich die Donau; ihr schmälerer Arm, die Baraeskaer Donau, bespült die
Bäeskaer Ebene, der breitere macht eine Krümmung westwärts bis Mohaes uud uimmt
sogar erst starke zwei Meilen weiterhin bei Kis-Kößeg (Batina) den Bruderarm wieder
auf. Dazwischen liegt die srnchtreiche, doch Überflnthungen ausgesetzte Mohäeser
(Margittaer) Inse l mit ihren seichten Teichen, Wasserbrüchen und großen Waldungen,
deren bedeutendste Karapancsa heißt.
Die große Donau macht unterhalb von Szekcsö sammt den Uferbergen und der
Landstraße eine Schwenkung nach dem nahen Dörfchen Bar, dessen breite offene Straße
von Deutschen bewohnt ist, und noch weiter nach jenem fluchwürdigen Bache, dessen Name
vergessen werden sollte, und an dessen Ufer ein besser gemeintes, als gemaltes Bild den
Hauptmoment der Mohäeser Katastrophe darstellt. Hier scheiden Strom und Berg von
einander. Die Douau eilt, die gelbe» Ufer benagend, unterhöhlend, nach Mohaes hinab; die
Hügel sind mit den hübschen Landhäusern der Mohäeser besetzt uud umziehen im Halbkreis
mit grüner Wand jenes traurige Amphitheater, auf das die Dörfer wie aus Logen nieder-
blicken: das weiße Lanesnk, Nyäräd mit seiner hübschen Kirche, Nemet-Boly mit
seinem Kastell und Maiss , lanter nett gebaute, reiche und gedeihende deutsche Gemeinden,
bis gegen Bnsiglieza hin. Vom Rande der Ebene aber, einer der schönsten des Landes,
winkt nns mit minaretartig schlanken Thürmen Mohaes zu.
Mohäes liegt da wie ein Stück Alföld, das die Donau herübergespült. Selbst die
Fata Morgana, die in ganz Pannonien unbekannt ist, hüpft zuweilen auf diese Ebenen
herüber, hebt sie schaukelnd auf ihre Arme, verdoppelt und zerstückelt sie, oder zieht diese
ohnehin schlanken Thürme noch in die Höhe. Hier leben über 14.000 Menschen, die
Hälfte Magyaren, die übrigen Deutsche und Serben, friedlich wie eine Familie zusammen
und treiben ihren Ackerbau so gemächlich, als wohnten sie gar nicht an einem wichtigen
Verkehrspunkte des Landes. Die Eisenbahn- uud Dampfschiffstation am Nordende der
Stadt ist von Steinkohlenbergen und Lagerhäusern umgeben, aber die drei Volksstämme
nehmen keiue Notiz von ihr; was sollten sie sich mit Handel und Wandel berußen, so lange
Berg, Insel und Ebene sie mit Wein und Weizen überschütten? In dieser Hinsicht ist der
Magyare in seinem Stolz der eonservativste. So lange er die Sense schwingen kann,
schiebt er keinen Schubkarren, höchstens, daß er fuhrwerkt. Er wohnt in einem Stadttheil
für sich, und zwar in dem reinsten. Ohnehin ist der schönste Theil der Ebene und Insel
sein. Der Handel lockt keinen der drei.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (4), Band 16
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (4)
- Band
- 16
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1896
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.18 x 21.71 cm
- Seiten
- 616
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch