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geschehen, bis nicht das Abendglöcklein klänge, nnd er könne vorher frei aus der Stadt
ziehen. Als die anberaumte Stunde nahte, wollte Baumkircher beizeiten aufbrechen, doch
siehe, da erklangen plötzlich die Glocken und die Thore der Stadt schloffen sich vor ihm.
Er wurde enthauptet. Seine eiserne Reiterstatne ist auf Burg Schlaiuing noch zu sehen.
Eine breite Brücke führt von der Straße in den Burghof. Hier befand sich einst die Zug-
brücke, deren zerbrochene Aufzugsrollen noch im Thorgewände hängen. Die Wände der
Kapelle sind oben mit altitalienischen Originalfresken geschmückt, unten mit Gobelins
behängen. Orgel, Bänke, Kronleuchter, Altarausstattung sind sehr alt. Der „schwarze
Thurm" ist gefährlich zu ersteigen, leichter der „Uhrthurm". Oben blickt man in eine
mit Brettern verschalte viereckige Öffnung, die bis in den Thalgrnnd hinabreicht. Die
Wände dieses Schachtes sollen mit großen Messern besetzt sein, welche die hineingeworfenen
Bernrtheilten, ehe sie noch unten anlangten, tödtlich zerhackten. Die Aussicht von den
Wällen ist herrlich. Im Park steht das schöne Denkmal einer früh verstorbenen Batthyany.
Einst bestand hier auch ein Panlinerkloster. Im XVI. Jahrhundert erhielten es die
Batthyäny; jetzt gehört es den Nachkommen Christof Batthyänys und Franz Schmid.
In Hannersdorf (Sämfalva) macht sich die alte, auf einem Berg erbaute Kirche
bemerklich. In Burg (Lvar) stehen neben der Kirche die Trümmer einer Burg, iu welcher
König Matthias gerne geweilt haben soll. Diese Überlieferung ist durch den Umstand
gestützt, daß der bei der Burg aufragende Berg noch jetzt, nach einem der Kriegshelden
Matthias' Kiuizsyberg heißt. Zwischen diesem und dem Eisenberg (Bashegy) zieht ein
schönes Thal bis nach Moppendors (Ujsalu) hin. Dem Bezirk von Ober-Warth benach-
bart liegt der Günser Bezirk, der mit seiner Nordgrenze einerseits an Österreich, anderseits
an das Ödenbnrger Comitat stößt, im Osten aber sich mit dem Ausgangspunkt unserer
Rundreise, dem Steiuamaugerer Bezirk berührt. Seine Bodengestalt ist bergig uud die
Gegend häufig sehr romantisch. Der größte Fluß ist die Güus, die bei Zöbaru in Osterreich
entspringt und als Zöbarnbach nahe bei Kirchschlag ans ungarischen Boden tritt. Hier
nimmt sie außer mehreren kleinen Bächen bei Langeck (Hossznszeg) den nördlich von
Bernstein entspringenden Bach auf und heißt von da an Güns-Gyöngyös. Hauptort des
Bezirkes ist Güus.
Die alte Burg von Güus (Kößeg) stand auf der Stätte der jetzigen „alten Burg"
(O-vär): ihre Grundmauern sind größtentheils erst in unseren Tagen freigelegt worden.
Selbst von den oberen Mauern der in einer Höhe von 609 Meter erbauten Bnrg sind
nur noch wenige Trümmer erhalten. Dort ist jetzt eine Aussichtswarte eingerichtet, die bei
klarem Wetter eiueu weiten Rundblick gestattet. Im Nordosten erscheint die kleine ungarische
Ebene, hinter der die Raaber und südlicher die Sümeger Berge, dann die romantischen
Kuppen am Plattensee, der Säg und Somlyö das Auge bannen. Im Norden blinkt,
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (4), Band 16
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (4)
- Band
- 16
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1896
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.18 x 21.71 cm
- Seiten
- 616
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch