Seite - 422 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Ungarn (4), Band 16
Bild der Seite - 422 -
Text der Seite - 422 -
422
Gegenüber sieht man das fürstlich Eggenberg'sche Haus, in dessen Hosraume die
Protestanten nach dem Jahre 1674 ihren Gottesdienst abhielten; die Kanzel ist auf dem
Gang im ersten Stock noch heute zu sehen. Weiterhin gelangt man zu dem im Jahre 1747
erbauten Ursulinerinneukloster. Die Kirchengasse führt zu dem großen Gebäude der
Staats-Oberrealschule; ihr gegenüber steht der hübsche israelitische Tempel, nebst neuem
Schulgebäude. Wenige Schritte weiter und man steht auf dem Szechenyi-Platz. Hier ist
die zweithürmige Dominicanerkirche zu beachten, die im Jahre 1664 dnrch die verwitwete
Gräfin Erdödy, geborene Elisabeth Batthyäny, erbant wurde. Außer deu genannten
Instituten erwähnen wir noch die staatliche Handelsakademie, die evangelische Lehrer-
bildungsanstalt, die Erziehungsanstalt für Offizierstöchter, das mit dem Öfseutlichkeits-
rechte ausgestattete Lähne'sche Privatinstitut und das Ödenbnrger Comitatsmuseum.
Ödenbnrg ist nicht nur Sitz des Comitats, sonder» auch der Post-, Telegraphen-
uud Finanzdirection, des königlichen Gerichtshofes und Bezirksgerichts, der Filiale der
Österreichisch-ungarischen Bank, sowie einer Handels- und Gewerbekammer. Unter den
Vereinen für Pflege der Wissenschaft und Kunst stehen voran: der durch Adolf
Frankenburg gegründete „Künstler- und Schriftstellerclub", der archäologische Verein, der
Verein zur Förderung der ungarischen Bühne und der nahezu 70 Jahre alte Musikverein.
Das Turn- und Löschwesen hat in Ödenbnrg zuerst eifrige Pflege gefunden und der zu
diesem Behufe gegründete Verein ist der älteste in Ungarn. Verdienstvoll wirkt noch der
städtische Verschönernugsverein, namentlich auch, indem er durch Aulage guter Wege
die schöne Gegend gangbar macht. An den unteren Lehnen des nahen Gebirges befinden
sich zahlreiche Gärten mit sehr hübschen Landhäusern. Endlich ist nenestens eine Wasser-
leitung eingerichtet, welche täglich 2000 Cubikmeter des besten Wassers liefert.
Die Südbahn befördert von Ödenbnrg in die Berggegend. Man passirt Wandors
(Bänsalva), dessen altes Panlinerkloster jetzt ein Nonnenkloster ist, dann Schad endorf
(Somfalva), das wohlhabende Agendorf (Ägfalva) und Marz (Märcz) und gelangt
nach Mattersdorf (Nagy-Marton, früher Martonfalva). Dieses liegt an beiden
Ufern der Vnlka (früher Seleg) in einem Thalkessel; es ist Großgemeinde und Bezirksort
mit 2869 christlichen und 752 jüdischen Einwohnern, welch letztere eine besondere
Gemeindeorganisation haben. Mattersdorf ist als Stammsitz der mit Eonstantia, Gattin
des Königs Emerich, aus Aragouieu eingewanderten gräflichen Familie von Mattersdorf,
später von Forchtenstein, zu betrachten; es wurde durch Emerich dem Wojwoden Benedict
geschenkt. Die alte Burg Mar tun ging vermuthlich im Jahre 1287 zu Grunde, als
Herzog Albrecht von Österreich, um seine durch Johann von Güssing erlittene Niederlage
zu rächen, in das Land einbrach und, nachdem er das ungarische Heer bei Mattersdorf
geschlagen, die Westgrenze des Comitats besetzte.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (4), Band 16
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (4)
- Band
- 16
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1896
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.18 x 21.71 cm
- Seiten
- 616
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch