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drei Stunden brauchte, um von Podersdorf nach Oggan an? Ödenbnrger Ufer über-
zusetzen, hingegen infolge der 1863er Dürre das Wasser im Jahre 1865 so seicht war,
daß man es durchwaten konnte. Ans historischen Aufzeichnungen weiß man, daß im
Jahre 1683 die Tataren durch das trockene Seebett bis Halbthurn vordrangen und die
Bevölkerung der ganzen Heidegegend niedermetzelten; mich erzählt die Rnßter Chronik,
daß im Jahre 1783 ein Böttcher die Wette, von Nnßt nach Jllmitz hinüberznwaten,
gewonnen hat.
Von 1865 bis 1871 halte der See kein ständiges Wasser mit Ausnahme eines
schmalen Streifens zwischen Apetlan (Bänfalva) und Eßterhäza. 1869 war auf dem
Seegrunde des oberen Theiles schon ein regelmäßiger Landverkehr im Gange und 1870
begann man anf den Strecken des früheren Nöhrichts Weizen zu säen. Doch dauerte die
Trockenheit nicht lange; der See füllte sich wieder und rückte gegen die Gebäude der
mittlerweile entstandenen fürstlich Esterhazy'fchen Colonie Nen-Mexieo vor, die nach
einander einstürzten, um vielleicht Stoff für dereinstige Sagen von einer untergegangenen
Stadt zu bieten.
Ende des vorigen Jahrhunderts, als der See bis hart an Jllmitz im Wiesel-
burger, sowie an Rußt und Wolfs im Ödeuburger Comitat reichte, fischten die dortigen
Einwohner 60 bis 90 Kilo schwere Fogos und Karpfen und ebenso sammelten sie in den
Sechziger-Jahren unseres Jahrhunderts die 20 bis 25 Kilo schweren Welse (Schaiden),
die der Wind ans Land trieb, förmlich haufenweise, so daß selbst Schweine damit gefüttert
wurden. Auch in der Nähe der Rohrsümpfe wurden mittelst labyrinthischer Nohrzänne
(„Garden") massenhaft Fische gefangen: Hechte von 25 Kilo, lange Karpfen, Karauschen,
Barsche, Weißfische, ja selbst der Fang von kleinen Weißfischen („Lauben") zahlte sich aus,
da sie vou den Wiener Galanterie-Arbeitern wegen ihrer silberglänzenden Schuppen gern
gekauft wurden.
Diese einträgliche Nebenbeschäftigung hat die Uferbevölkerung, seitdem der See
wieder so stark versiegt ist, eingebüßt; desgleichen das Schilf-, Rohr- und Binsenschneiden.
Dazu kommt noch der nngünstige Einfluß auf das Klima, das durch eiueu so großen
Wasserspiegel ohne Zweifel gemäßigt wurde, wodurch auch der Weinbau wesentlich
gefördert war. Es ist gar nicht lange her, daß dieser für den „Seewinkel" (Tößeg) zwischen
Weiden, Goys und Nensiedl eine bedeutende Einnahmequelle bildete.
Nördlich, iu geringer Entfernung vom See, liegt Nensiedl (Nezsider), wo der
größte Bezirk des Wiefelbnrger Comitats seinen Sitz hat. Schon in vorrömischer Zeit
war es eine Heimstätte der keltischen Bojer, was durch dortige Funde (Steinhämmer,
Meißeln, Äxte u. s. w.) bekundet ist. Unter den ersten Ärpäden war es von Petschenegen
bewohnt. Vor Alters hieß der Ort Znmbat, Szombathely. Als er später mit Deutschen
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (4), Band 16
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (4)
- Band
- 16
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1896
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.18 x 21.71 cm
- Seiten
- 616
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch