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Maria hielten in Neusiedl Hof; auch die drei Burgthürme auf dem alten Siegel der
Ortschaft deuteu darauf.
Ihre Burg stand wahrscheinlich auf dem Taborberge gegenüber dem zu Ende
des XVII. Jahrhunderts gegründeten und durch Kaiser Josef aufgehobenen Panliner-
kloster.
Neusiedl ist gegenwärtig Sitz der Verwaltnngs- nnd Bezirksämter. Es hat eine
stattliche Kirche, drei Kapellen und einen schönen Calvarienbcrg, ferner eine große Kaserne,
eine Sparkasse und ein Casino. Die deutsch redende Bevölkerung bewirthschaftet
11.367 Joch, wovon ein großer Theil Weingarten ist. In der Gemarkung wird anch
trefflicher Saudsteiu gebrochen, der besonders in Preßbnrg und Wien als Baumaterial
Absatz findet.
Der Neusiedler Bezirk hat noch einige bedeutende Ortschaften. G o ys (Nynlas), west-
lich von Neusiedl, gleichfalls nahe dem See, hat 4348 deutsche Bewohner; es kommt schon
in einer Urkunde von 1214 vor, wo es sich um den Ankauf von 14 Cnrialplätzen handelt.
Deutscher Znnge ist auch die Ortschaft Wiudeu (Säsony) mit 1142 Einwohnern. Hier
machte der Obergespan Poth, aus dem Geschlechte der Hederväri, im Jahre 1221 eine
Stiftung zu Guusteu der österreichischen Abtei von Heiligenkreuz, der er ein Drittel seiner
hiesigen Pnßta nebst den am See gelegenen Feldern zuwandte; im Jahre 1232 aber
schenkte Gräfin Osana dieses Dorf den Heiligenkreuzern. Die Cistercienser von Heiligen-
krenz besitzen gegenwärtig im Comitate 5779 Joch, und zwar in den Gemeinden Winden,
Podersdors, Königshof (Kiralyndvar) und in Mönchhof, wo römische Reste gefunden
wurden. Außerdem besitzen hier das Raaber Kapitel 3414 und das Steinamaugerer
Kapitel 6187 Joch.
Eine interessante Erscheinung ist es, daß die Bildnng von Latifnndien in diesem
Comitate den Niedergang der mittleren und nicht der Kleingrundbesitzer zur Folge hatte,
weswegen auch das Comitatsleben hier nicht so rührig und bewegt war wie anderswo.
Gesteigerte Regsamkeit zeigte sich nnr bei Gelegenheit der Abgeordnetenwahlen seit l848,
in welchem Jahre auf Grundlage des Volksvertretnngs - Systems zuerst Graf Stefan
Szecheuyi gewählt wurde.
Zufolge seiner Lage hatte dieses Comitat schon in der Urzeit eine sehr bewegte
Vergangenheit; Beweis dessen die Funde aus der Völkerwanderungszeit, welche ein
neues Licht anf jene ferne Zeit werfen, und unter denen auch viele Seltenheiten vorkommen.
Unter den nationalen Königen war das Comitat der Schauplatz mehrerer Schlachten gegen
Deutschland und Osterreich, es sah die Türken herandringen und zurückgedrängt werden,
sah die Streifzüge des blinde» Bottyän und Alexander Kärolyis und verzeichnete im
Freiheitskampfe mancherlei kleinere Ereignisse. Kein Wunder daher, daß infolge so vieler
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (4), Band 16
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (4)
- Band
- 16
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1896
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.18 x 21.71 cm
- Seiten
- 616
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch