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schon die Römer diese Marmorbrüche benützt, die sich an Ergiebigkeit und guter Qualität
des Steines durchaus mit denen der Alpen messen können.
In den Almäser Bergen gibt es reiche Kalktuff-Brüche, aus denen der Stein für den
Bau der Wiener Hofburg bezogen wird. Braunkohle kommt in schwächeren und stärkeren
Schichten fast überall vor, ruht jedoch gleichfalls noch uuausgebeutet im Schoße der Erde.
Das Gebirge ist überreich an romantischen Einzelheiten, es enthält prächtige Thäler
und Klammen, auch so manche große und kleine Höhlenbildung. Die geräumigste Grotte
ist das sogenannte „Selimsloch" in der Szöllöser Gemarkung; es sollen darin, wie die Über-
lieferung meldet, zur Zeit der Türkenkriege die Einwohner von sieben Dörfern Zuflucht
gefunden haben, bis sie durch den aus der Höhle dringenden Rauch verratheu wurden.
Das Komorner Comitat, besonders aber Totis nebst Umgebung ist sehr reich an
großen und kleinen Bächen, Wasserläufen und Seen. Die Gewässer der westlichen Striche
sammeln sich in den Nagy-Jgmänder Seen, um sodann durch einen ableitenden Hauptarm
(Czonezö) bei Lovad der Donau zugeführt zu werden. Die Hauptwasserader der östlichen
Gegend ist der Ältalir, der an Környe und Bänhida vorbeifließt, dann in die Totiser
Gewässer mündet und schließlich in Kanälen weitergeleitet bei Füzitö und Almäs die
Donau erreicht.
Der interessanteste und mit Recht berühmteste unter den Seen ist der große Totiser
See (I^tai na^-tö), mit einem Flächenraum von 600 Joch. Nahebei liegt im gräflichen
Park der Cseke-See und nördlich außerhalb der Stadt der Feneketlen-tö (--- bodenlose
See). Unter den Quellen sind die Schwefelquellen von Almäs und die vorzüglichen Bitter-
wässer von Jgmänd weithin bekannt geworden.
In dem jenseits der Donau gelegenen Theil des Komorner Comitats herrschte schon
in römischer Zeit ein bewegtes Leben. Es wurden hier nämlich gegen die an der Waag
hausenden Quaden zahlreiche römische Eolonien und Festungen angelegt. Die bedeutendste
unter diesen war das angeblich durch Kaiser Trajan erbaute Bregetio an der Stätte
des heutigen ö-Szöny. Zur Vertheidigung dieser Festung und ihrer Umgebung war hier
eine Heeresabtheilung, die lessio I. ach'utrix stationirt, welche in und um Totis und
Komorn etliche Jahrhunderte lang als Wächter und Einwohner, wie auch durch ihre
Bauthätigkeit eine große Rolle spielte. Dieser Legion ist auch die herrliche Fahrstraße zu
danken, die von hier nach Aqnincnm und Arabona führte; desgleichen die Wasserleitungen,
deren Ruinen bei Totis I^acum k'elicis) noch jetzt zu sehen sind.
Die Quaden und Sarmaten brachen oft über die Donau herein und mußten
in blutigen Kriegen zurückgeworfen werden; Anlaß genug, daß zu wiederholten
Malen römische Kaiser in Bregetio erschienen. Nach der Behauptung des Ammianus
Marcellinus ist Kaiser Valeutiniau in Bregetio sogar gestorben. Denkmäler der Römerzeit
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (4), Band 16
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (4)
- Band
- 16
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1896
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.18 x 21.71 cm
- Seiten
- 616
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch