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Rosieres mit orientalischen Hengsten, die durch Baron Fechtig oder durch Vermittlung
einzelner Händler erworben wurden, ferner mit spanischen Hengsten aus dem Kopschaner
Hofgestüt im Gange, ja es kam sogar zu Versuchen mit Kladrnber Hengsten. Seit den
Dreißiger-Jahren jedoch wurde und wird blos reines orientalisches Blut gezüchtet, zu
dessen Auffrischung wiederholt original-arabische Hengste und Stuten aus dem Orient
eingeführt wurden. Missionen zum Behuf solcher Ankäufe gingen 1836 nach Syrien,
1843 nach Egypten, 1852 und 1856 wieder nach Syrien; die letzte Erwerbung aber fand
dann erst 30 Jahre später, im Jahre 1885 statt, nachdem das Gestüt mittlerweile, Anfang
Januar 1869, in die Verwaltung des Ackerbauministeriums übernommen worden war,
bei welchem Anlaß jene weniger entwickelten oder charakterlosen oder sonst fehlerhaften
Stuten, welche die Übernahmscommission zum Fortzüchteu iu Bäbolua nicht für geeignet
hielt, durch 45 von Mezöhegyes herübergenommene arabische Stuten ersetzt wurden.
Unter dem Einfluß der seither betriebenen systematischen Zucht, sowie der reichlicheren
Fütterung sind die Pferde des Bäbolnaer Gestüts, obgleich ihr orientalischer Typus sich
vollkommen aufrecht erhielt, größer, knochiger, muskulöser geworden, so daß das dort
gezüchtete Materiale, trotz der ununterbrochen in reinem Blute erfolgenden Zucht, bedeutend
stattlicher an Wuchs ist als das original-arabische und somit dem Bedürfniß der
Gegenwart, die bei Reitpferden wie leichten Zugpferden Stattlichkeit verlangt, besser
entspricht. Das Züchtungsprincip besteht darin, daß Stuten, deren Abkömmlinge schon
den Beginn einer gewissen Vergröberung und der Abstreifung des orientalischen Typus
zeigen, mit original-arabischen Hengsten oder deren direkten Abkömmlingen gepaart werden,
dagegen dort, wo eine Verringerung und Überseinernng des Körpers einzutreten beginnt,
stattlichere Hengste eigener Zucht zur Verwendung gelangen. Während uns das Kisberer
Gestüt durch seinen großen Werth, sein edles Blut und die merkwürdigen Züchtungs-
ergebnisse anzieht, fesselt uns das Bäbolnaer mehr durch das Interessante, Anmuthige
seines Wesens. Die Formen des arabischen Pferdes sind reizvoller, die Farbenmischung der
Gestüte ist lebhafter, mannigfaltiger, insofern die Gesellschaft auch durch die verschiedenen
Schattirnngen des aus dem englischen Blute schon ausgeschlossenen Grau aufgemischt wird,
auch sind die Thiere zuthunlicher, handfrommer. Dabei kommt es freilich bei ihrer nervösen
Natur doch alljährlich etliche Male vor, daß ein oder das andere Pferd ohne jeden
Grund scheu wird, worauf das ganze Gestüt ausreißt und in rasendem Galopp über Stock
und Stein dahinfegt, bis es völlig ausgepumpt stille halten muß. Die schlimmsten Durch-
gänger gilt es dann oft aus der dritten Dorfgemarkung zurückzuholen. Der angenehme
Eindruck bei der Betrachtung dieses wirklich edlen nnd überdies anmuthigen Pferdeschlages
steigert sich noch durch die große Übersichtlichkeit des ganzen Gestüts. Im Hauptdepot,
das zu Anfang des Jahrhunderts nach der nicht gerade auf Augenweide abzielenden.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (4), Band 16
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (4)
- Band
- 16
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1896
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.18 x 21.71 cm
- Seiten
- 616
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch