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aber bei zweckmäßiger Eintheilung angelegt wurde, sind die Ställe der Hengste, Stuten
und der zu dressireudeu Fohlen beisammen; in der Mitte des geschlossenen Hofes hat es
die gedeckte Winterreitschule und die mit Tannen umpflanzte offene für den Sommer; aber
auch die in den äußeren Meiereien untergebrachten Ställe der Jahrgänge sind zu Wagen
bald zu erreichen. Es gewährt einen seltenen Genuß, mit vier Bäbolnaer Grauschimmeln
von schöner Gangart, in bequemem Wagen, auf trefflich gekiesten Wegen, diese in einem
Stück hingelagerte, von ihren leichten Hügelwellen aus völlig übersehbare Besitzung zu
durchfahren. Mit ihren überall baumbeschatteten Straßen, ihren Hainen und Wäldern
gleicht sie eiuem riesigen Parke, auf dessen frischem Grün in buntscheckigem Nacheinander
mannigfach gefärbte Gestüte, rothbunte Simmenthaler Rinderheerden, helle Schasheerden
und weiße Gruppen im Joch arbeitender Ochsen sich tummeln.
Die Erziehung, Abhärtung, Einübung und Ausprobuug geschieht nach denselben
Grundsätzen wie im Kisberer Gestüt. Wie dort, so werden auch hier aus dem zuwachsenden
Plus die jnngen Hengste in das Hengstendepot eingetheilt, die überzähligen jungen Stuten
aber, die nicht mehr erforderlich sind, um die Bestände des Gestüts ziffermäßig zn
ergänzen, werden regelmäßig anfangs October in Budapest versteigert. Überdies liefert
das Bäbolnaer Gestüt — gegenwärtig wohl das einzige noch belangreiche arabische
Gestüt in Europa — einen großen Theil der berühmten Schimmel der ungarischen
Leibgarde, ferner versieht es Kroatien und Bosnien mit arabischen Hengsten, ja anch
fremde Staaten, wie Bulgarien und einmal sogar Japan, haben sich hier Hengste von
arabischem Blut zur Zuchtverbesserung (Correctoren) geholt.
In Kisbir wie in Bäbolna sind mit den Gestüten ausgedehnte Landwirthschaften
verbunden. Der Flächeninhalt der Kisbirer Anlage beträgt 11.255 Katastraljoch, Babolua
hat 7.105. Solange die Gestüte rein militärisch verwaltet und auch die Landwirthschaften
durch Militärbeamte, die dem Gestütscommandanten untergeben waren, mit militärischem
Dienstpersonale betrieben wurden, hatten diese Ökonomien ausschließlich die Aufgabe,
das Gestüt mit Weidegrund und Futter zu versehen. Seitdem aber diese Anstalten durch
das Ackerbauministerium verwaltet werden und die Landwirthschaft von der Gestüts-
verwaltung völlig getrennt, durch bürgerliche Beamte mit bürgerlichem Dienstpersonale
betrieben wird, haben die Ökonomien außer der Versorgung der Gestüte auch noch die
Aufgabe, ihren Reinertrag zur Deckung der Ausgaben für die Landespferdezucht beizu-
steuern, ja überdies noch, soweit die beiden erwähnten Hauptzwecke es gestatten, eine so
mnstergiltige Wirthschaft zu führen, daß die Landwirthe sich bei ihnen nützliche Erfahrungen
und gnten Rath holen können.
Nach einem Vierteljahrhuudert ausdauernder und folgerichtiger Arbeit in dieser
Richtuug halten beide Öcouomien nunmehr so weit, daß sie allen diesen Ausgaben mit
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (4), Band 16
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (4)
- Band
- 16
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1896
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.18 x 21.71 cm
- Seiten
- 616
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch