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Die Hanptsehenswürdigkeit der Erzkathedrale ist die Schatzkammer, die dmch
Primas Simor neu gestaltet wurde. Sie enthält kirchliche Kunstschätze im byzantinischen,
romanischen, gothischen, Renaissance- und Barockstil, unter denen folgende die werthvollsten
sind: Eine Kußtafel („Pax") von gleicher byzantinischer Arbeit wie die Emailplatten der
heiligen Krone, das älteste Kunstdenkmal der Schatzkammer, aus dem XI. Jahrhundert.
— Das Schwurkreuz, das einzige altromanische Kunstdenkmal der Schatzkammer. Auf
dieses Kreuz pflegen die Könige von Ungarn bei der Krönung den Eid abzulegen. Auch
Franz Joseph I. schwor 1867 bei diesem Crucifix. — Das apostolische Kreuz, das der
Renaissance angehört. Bei der Krönung wird es dem König vorangetragen und heißt daher
apostolisches Kreuz. — Das Szelepchenyi'sche Friedeus-Crueifix, ein mit orientalischen
Perlen, Smaragden, Amethysten und Saphiren geschmücktes Emailwerk. — Dionys
Szechy's gothischer Kelch, eine mit Filigran-Email verzierte ungarische Arbeit, daher von
besonderem künstlerischen Interesse. — Snky's Kelch, vom Beginn des XV. Jahrhunderts,
einer der schönsten gothischen Kelche mit weißem, rothem und grünem Email. — Matyäs
Diäks (des Studenten Matthias) Kelch, Filigranarbeit vom Ende des XV. Jahrhunderts.
— Der Skalitzer (Szakolczaer) Kelch, in einer zur Zeit des Königs Matthias beliebten
Technik. — Georg Szelepchenyi's Kelch, vom XVII. Jahrhundert, überreich mit Diamanten,
Rubinen und Miniatur-Statuetten geschmückt. — Der Kelch des Primas Erzherzogs
Ambrosius, im Barockstil, ein Kleinod von kostbarster Verzierung. — Gothische Monstranz
aus dem XVI. Jahrhundert, mit wesentlichen Übergängen zu den Motiven der Renaissance.
— Böjthes' Brustkreuz, mit Diamanten besetzt und stilisirten Thiergestalten verziert. —
Pastoralstab aus der Niedergangszeit der Gothik. — Becher. Es befinden sich in der
Schatzkammer drei mittelalterliche Horngefäße für geweihtes Salböl; das schönste stammt
aus der Zeit König Sigismunds, also Ende des XIV. oder Anfang des XV. Jahrhunderts.
— Reliquiar, siebenbürgische Goldschmiedarbeit des XV. Jahrhunderts. — Emerich Egris
Reliqniar, von Kelchform, Anfang des XVI. Jahrhunderts. — Päzmäny's Reliquiar, ein
kleiner in Silber gefaßter Schrein aus Krystallglas. — Majthenyi's Altar, ein zwei-
flügeliger Hausaltar (Diptychon), augenscheinlich Nürnberger Arbeit. — Kostbarer als
Alles ist der EalvarienbergdesKönigsMatthias, ein Meisterw erk der Goldschmiede-
kuust, wo das Wappen des ersten Besitzers dreimal in Email gemalt zu sehen ist. Der obere
Theil ist gothisch, der Sockel im Renaissancestil. Gegenstand der Darstellung ist eine kleine
gothische Kapelle und darin ein mit Weinranken verziertes Kreuz, an dessen Fuße sich
der Schädel Adams, sowie die Gestalten Maria's und Johanni's befinden. Die plastische
Durchbildung und kunstreiche Emailausschmückung dieser inneren Figuren ist von
unvergleichlicher Schönheit. Dazu kommen noch die farbigen Emailbilder der Apostel
Petrus, Paulus und Jakobus. An dem rechten Renaissance-Sockel sieht man noch Helios
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (4), Band 16
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (4)
- Band
- 16
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1896
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.18 x 21.71 cm
- Seiten
- 616
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch