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(den Sonnengott), Zeus und Selene. Das königliche Wappen wird von drei Sphinxen
gehalten. Unter den mancherlei Motiven des Werkes erscheint sogar der zweischwänzige
böhmische Löwe. Das ganze Prachtgebilde ist in reinem Gold getrieben und mit
213 orientalischen Perlen geschmückt. Es ging als Erbstück auf Johann Corvinns über
und wurde von diesem um 520 Dncaten bei dem Erzbischos Thomas Bakocz verpfändet,
der es 1494 als ewiges Eigenthum der Schatzkammer der Erzkathedrale übergab.
Unter den alten Kirchengewändern sind die bemerkenswerthesten: Gothisches
Meßkleid aus golddurchwirktem violetten Damast mit Stickerei von starkem Relief.
— Casel des Thomas Bakocz, herrliche Renaissancearbeit, mit dem Wappen des
berühmten Cardinalpriesters geschmückt. — Meßgewand des Primas Kntassi, mit meister-
hafter Stickerei, zu der auch die Figuren Adalberts, Stefans des Heiligen und Ladislans
des Heiligen gehören. — Casel des Primas Szelepchöuyi, mit Blnmendecor in sorgfältigster
Goldstickerei; durch Primas Simor restaurirt. —Spitze des Nikolaus Oläh, Brabauter
Arbeit von außerordentlicher Feinheit, von dem Meßhemd des Primas. — Stola des
Peter Päzmauy, eine Reliquie von fast mönchischer Einfachheit. — Unter den Bischofsmützen
sind die von gothischer Kunst die ältesten, die barock verzierten die prächtigsten. — Auch ein
gesticktes Diptychon kommt in der reichen Garderobe der Erzkathedrale vor. mit farbig
gestickten Bildern des Lcce Homo und der Uater äolorosa. Die Stickerei ist aller Wahr-
scheinlichkeit nach niederländischen Ursprungs. Zu den lehrreichsten alten Handarbeiten
gehört ein Snbcorporale, ein Leinentuch mit altmagyarischen Stickereien: Tulpen, Nelken,
Rosen. Unter den Meßbüchern ist das werthvollste das Pontificale des Johann Vitez, ein
Pergamentcodex mit schönen Initialen und Textornamenten. — Das Missale des Thomas
Bakocz kann sich mit den schönsten Eorvina messen. — Das Oläh'sche Missale ist ein
venetianischer Druck von 1543 mit dem erzbischöflichen Wappen auf rothem Sammteinband.
Primas Johann Simor allein hat die Schatzkammer der Erzkathedrale um 24 Gegen-
stände bereichert. Sein interessantestes Kunstwerk ist die Votiv-Moustranz, gewidmet 1872,
zum Andenken seiner Genesung von schwerer Krankheit. Der Entwurf dazu, im Renaissance-
stil, rührt vom Architekten Lippert her. Eingefügt ist ihr das Brillantenkreuz, das derPciester
zum Andenken an die Krönung von König Frauz Joseph erhalten hatte. Ihr Gewicht beträgt
150 Dncaten und den Edelsteinschmuck dieses schönsten Schatzstückes bilden 165 Brillanten,
10 Dalmatine, viele Rubinen, Smaragde und Saphire. Simor hat übrigens auch sämmt-
liche ihm zu seinem Jubiläum gewidmete Kostbarkeiten der Erzkathedrale gespendet.
An den Namen Simor knüpft sich auch die Wiederherstellung der Kapelle König
Stefan des Heiligen in den Ruinen der alten Festung. Die Überlieferung verlegt hieher
— wie schon früher erwähnt — die Geburtsstätte des heiligen Stefan, die im XII. Jahr-
hundert in eine Kapelle umgestaltet worden sei. Das kleine, romanisch gehaltene Gemach
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (4), Band 16
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (4)
- Band
- 16
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1896
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.18 x 21.71 cm
- Seiten
- 616
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch