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doch ist der unfruchtbare Theil verhältnißmäßig sehr gering, die hie und da an die Ober-
fläche tretenden Felsen sind mit ziemlich fruchtbarem Löß umkleidet, die Hügel bestehen
aus fruchtbarem Thon, die Senkungen und Thäler aber sind mit Dammerde bedeckt. Es
gibt wohl auch Sandstrecken, doch nur sehr vereinzelt in einigen Theilen des Vertes und
als größere Fläche in einem Theile der unterhalb Stuhlweißenburg gelegenen Ebene,
sowie in der Nähe der Donau, doch haben diese abgegrenzten Sandbezirke nicht den
Charakter von Flugsand, sie schaden den sie umgebenden Hügeln und fruchtbaren Gebieten
nicht, ja der schwarze Sand in einigen Gemeindebezirken der unteren Comitattheile gehört
zu den besten Gattungen von Getreideboden. Selbst die kiesigen Strecken, welche einige
Gemeinden im westlichen Theile des Comitats aufweisen — so Csör und Jnota am Fuße
des Bakony, Csakbereny, Orond, Zämoly am Fuße des Vertes — haben eine dünne
Humusschichte und geben Ernten, deren Quantität zwar gering, deren Qualität jedoch,
namentlich was Weizen betrifft, vorzüglich ist.
Eine eigenthümliche Mischung von Dammerde kommt in einigen Senkungen des
Särret vor. Der schwarze Humus ist da mit winzigen Schnecken erfüllt, die im Verwittern
durch ihren Kalkgehalt die Ertragsfähigkeit des Bodens außerordentlich steigern. Viele
halten sie für vorsintflnthliche Überreste; doch stellen die wohlerhaltenen Schneckenhäuser
uud namentlich die verhältnißmäßig sehr zahlreich vorkommenden lebenden Muscheln es
außer Zweifel, daß diese primitiven Wesen des Thierreichs Prodnete des feuchten Bodens,
der Verschlammung und der Überflnthnngen sind.
Der im Allgemeinen überall sehr fruchtbare Boden, von größtentheils überaus
glücklicher Mischung, zeigt in seinen nicht kühnen, vielmehr sanft geschwungenen Hügel-
bildungen das Bild anmuthiger Mannigfaltigkeit. In seinen weitgedehnten Wellenthälern
ruht der volle Reichthum der Natur und die Höhen bieten genußreiche Umschau, nicht auf
packende Gegensätze der Natur, sondern auf ihr ununterbrochenes Nacheinander und die
dennoch reiche Abwechselung innerhalb desselben, mit bunt aufeinander folgenden üppigen
Äckern, lachenden Wiesenflächen, grünen Feldern, duukeluder Waldung und systematischen
Baumpflanzungen. Im Anschauen dieser Landschaft empfindet man jenes ruhige Vergnügen,
das nur eine gutmüthige Natur hervorbringt; auf jedem einzelnen Punkte der fesselnden
Rundschau weilt das Auge mit stiller Lust und fühlt sich doch wieder weiter verlockt, bis
hinaus an den Gesichtskreis, wo dieses und jenes schmucke Dorf nud manches gefällig
blühende Gehöft die Aufmerksamkeit auf sich lenkt.
Der vielgestaltige Reichthum des Bodens spiegelt sich auch in der reichen Mannig-
faltigkeit seiner Lebewelt. Nicht nur sämmtliche landwirthfchaftliche Prodnete des Landes,
Körner- wie Hackfrüchte, lohnen hier die Cultur durch reichlichsten Ertrag, sondern auch
die frei sprießende Pflanzenwelt — die Gebirgs- und Wasserpflanzen nicht ausgenommen
Ungarn IV. 34
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (4), Band 16
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (4)
- Band
- 16
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1896
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.18 x 21.71 cm
- Seiten
- 616
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch