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Von Csäkvär gelangt man über Vertes Boglär, eine blühende Gemeinde von
mürttembergischen Kolonisten, die wiedernm dnrch die Grafen Esterhäzy angesiedelt
wurden, nach Bicske, das mit über 6000 Einwohnern der drittgrößte Ort des
Comitats ist.
Ehedem Besitzthnm der Familie Szerdahelyi, wurde es später, mit Tamäsi im
Toluaer Comitat, eine Appertinenz der den Szechy gehörigen Burg Balog. Zu Beginn
des XIV. Jahrhunderts wurde es mit den Besitzungen der Burg Vitän vereinigt, gelangte
dann nach Abschüttlung der Türkenherrschaft an das gräfliche Haus Batthyany, wurde
jedoch nach 1848 dem Grafen Kasimir Batthyany confiscirt, und seitdem vertheilen
sich die früher eine große Domäne bildenden Grundcomplexe als mittlerer Grund-
besitz unter zahlreichen Eignern. Blos das alte Schloß und einige größere landwirth-
schaftliche Gebäude erinnern noch daran, daß es einst der Verwaltungssitz einer großen
Herrschaft war.
Die Straßen sind gut gehalten und weisen auch etliche hübsche Häuser auf. doch
hat der Ort keinen städtischen Charakter. Seit Eröffnung der Bndapest-Szönyer Eisenbahn
belebt sich auch sein Handelsverkehr und seitdem wird Bicske nebst Umgebung, sammt
den umliegenden Ortschaften, sogar von den Budapester Ausflügleru häufig besucht, ja
bereits als Sommerfrische benützt.
In nördlicher, beziehungsweise nordöstlicher Richtung gehen von Stuhlweißenburg
noch zwei wichtigere Straßen aus: die eine über Lovasbereny nach Alcsüth, die andere
an dem Velenczeer See vorbei dnrch das Martonväsärer Thal nach der Hauptstadt.
An der Westseite der Stnhlweißenbnrger Weinberge gelangt man über die Pußta
Csala, wo ein hübsches Georg v. Kegl'sches Schloß steht, nachdem man die an Kumanen-
hügeln reiche Ortschaft Patka links liegen gelassen, nach Lovasbereny. Dies ist einer
der bedeutenderen Orte im Comitat und Verwaltuugssitz der gräflich Eziräky'fcheu
Fideicommißherrschasteu.
Die alte Kirche, zu Ehren des heiligen Andreas errichtet, ist trefflich erneuert.
Auch die Jsraeliten haben hier eines ihrer ältesten Bethäuser, da ihnen an diesem Orte die
Niederlassung seit alten Zeiten gestattet war. Daher kommt es wohl auch, daß Lovasbereny
noch immer von zahlreichen Jsraeliten bewohnt wird und einen verhältnißmäßig sehr
entwickelten Handel hat. Das hübsche gräslich Cziräky'sche Schloß, inmitten eines schönen
Parkes gelegen, die dazu gehörigen gut gehaltenen Herrschastsgebände, schönen Äcker,
gut bewirthschafteten Wälder, in denen sich auch ein Jagdschlößchen befindet, tragen dazu
bei, diesen Ort anziehend und den Weg angenehm zu machen, der über die zur Alesüther
Herrschast gehörige Ortschaft Aesa nach Alcsüth führt. In Lovasbereny ist der einst
bekannte Wiener Humorist Saphir geboren.
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Ungarn (4), Band 16
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Ungarn (4)
- Band
- 16
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1896
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.18 x 21.71 cm
- Seiten
- 616
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch