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Theil der Karpathen die natürliche Landesgrenze, und wenn auch im Süden die Thaya nicht
als ein eigentlicher Abschluß angesehen werden kann, so erheben sich doch in der Nähe jener
Gegend, wo die zur Douau eilenden Gewässer wie dieRippen eines Fächers sich vereinigen,
die Polauer Berge als ein natürlicher Grenzstein oder besser gesagt, als ein weithin
sichtbarer hochaufragender Wartthuriu, der anzeigen soll, daß hier das Burggebiet von
Mähren beginnt.
In Bezug auf die Bodengestaltung finden wir daselbst die verschiedenen Formen
der Erdbildung vereint, wobei nur die Extreme derselben vermißt werden. Die mit ewigem
Eis und Schnee bedeckten Bergriesen der Alpenwelt, öde Hochthäler, wo jede Vegetation
erloschen ist» wo Gießbäche und Lawinen tosend und krachend niederstürzen und der
Mensch die oft wunderbaren Formen der Felsen und des Eises mit stillem Grauen
betrachtet, sind hier nicht vorhanden. Nirgends verliert das Gebirge den Charakter des
Lieblichen, welches selbst da noch hindurchschimmert, wo sich die Berge zu imposanteren
Massen wie im Norden und Osten aneinanderreihen. Aber auch die Ebenen dehnen
sich nirgends so weit aus, daß das Auge nichts als eine Fläche erblickt, sondern es
wird überall vom flachen Lande aus auch dessen gebirgige Umrandung gesehen. Überall
herrscht frisches, pochendes Leben, nirgends hört die Vegetation, wenn sie auch manchmal
einförmig wird, ganz auf, überall kann sich der Mensch häuslich niederlassen. Will er
jedoch, gedrückt von Sorgen und beladen mit Kummer, die Gesellschaft fliehen und
mit sich und seinem Schmerz allein sein, so findet er auch hierzu Orte genug; selbst
die Einsamkeit eines Urwaldes mit seiner düsteren und ergreifenden Pracht kann er
genießen.
Einen besonderen Reiz gewährt die Abwechslung von Acker-, Wiesen- und Waldland,
wozu sich in dem südlichen Theile auch Weingärten gesellen. Die Wälder bedecken etwa
ein Viertel der Bodenfläche und bilden hier und da große zusammenhängende Complexe;
besonders ist dies in dem Gesenke und in den Karpathen der Fall, allein auch im Innern
des Landes, wie z. B. nördlich von Brünn, liegt ein Waldgebiet von sehr bedeutender
Ausdehnung.
Der westliche und nordwestliche Theil von Mähren gehört einer Bodenerhebung an,
welche man gewöhnlich das böhmisch-mährische Bergland, richtiger aber das böhmisch-
mährische Plateau nennt. Dasselbe besteht größtentheils aus Granit, Gneiß und
Glimmerschiefer, denen sich am Ostrande die Schichtgesteine des Rothliegenden, sowie die
der Culm- und Devonformation, von dem Brünner Syenitzug durchbrochen, anschließen;
es erscheint gegen Osten nud Südosten durch eine Linie begrenzt, welche von Hohenstadt
über Müglitz, Proßnitz und Wischan nach Brünn und von da in südöstlicher Richtung bis
an die Grenze Niederösterreichs läuft.
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Mähren und Schlesien, Band 17"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Mähren und Schlesien, Band 17
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Mähren und Schlesien
- Band
- 17
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1897
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.42 x 21.88 cm
- Seiten
- 750
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch