Seite - 16 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Mähren und Schlesien, Band 17
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blicken kann. Wird ein Stein hinuntergeworfen, so dauert es 7 bis 8 Secunden, bis der
Schall seines Aufschlagens aus der Tiefe heraufdringt. Die übrigen Felsen, welche den
Abgrund, dessen größte oberste Breite 170 Meter beträgt, einschließen und an vielen
Stellen Höhlenbildungen zeigen, stürzen jedoch nicht überall so steil wie jene Wand ab,
sondern senken sich im obersten Theile, durch mehrere Risse von einander getrennt,
allmälig zur Tiefe und werden erst im letzten Drittel senkrecht oder sogar überhängend.
In den Spalten und Klüften des Gesteines haben verkrüppelte Bäume und wirres
Gesträuch Wurzel gefaßt, an einigen weniger steil abfallenden Stellen ist der Boden
mit Tannen bewachsen, und wo diese keinen Halt mehr finden, zeigen sich Farrnkränter
und Moose, wodurch eine erfreuliche Abwechslung in das Grau der Felsen gebracht wird.
Links von der erwähnten Aussichtswarte führt ein Fußweg auf die Nordseite
dieses Erdsturzes zur sogenannten Brücke hinab, einer kleinen aus Holz erbauten Terrasse,
von welcher man die erhabene Naturschönheit, welche selbst auf Humboldt einen tiefen
Eindruck machte, besser überschauen und genießen kann. Rechts von uns steigt die Felswand
schroff und steil zu schwindliger Höhe und unter uns gähnt der düstere Schlund mit
seinen grausigen Höhlen empor, in welche noch kein Strahl der Sonne gedrungen ist.
Von hier aus bemerken wir, daß der Grund des Schlundes durchaus nicht eben, sondern
hüglig ist und von einem Bach durchströmt wird, welcher aus einem kleinen Teiche
an der nordwestlichen Felswand kommt und mit starkem Gefälle in einen zweiten sich
ergießt, welcher sich gerade unter der südöstlichen höchsten und steilsten Felswand befindet.
Es ist erwiesen, daß dieses Wasser am Grunde der Macocha mit den Gewässern des
Ostrover Gebietes und der Slouper Höhlen zusammenhängt.
Gegenüber der Macocha und nur durch das Öde Thal davon getrennt, erheben
sich auf steiler Höhe und rings von dichtem Wald umgeben die Ruinen der uralten Burg
Blansko und südlich derselben bricht im engen Thale unter einer schroffen Felswand ein
klarer, von Forellen belebter Bach hervor, die Pnnkva, welche kurz zuvor den Grund der
Macocha durchrauscht hat. Allein auch jetzt darf sie sich noch nicht für immer des warmen
Sonnenlichtes freuen, sondern muß noch einmal unter einem Felsen verschwinden, um
bald darauf in einem herrlichen Thale emporzukommen, das ihren Namen trägt und durch
einen ganz besonders üppigen Pflanzenwuchs bemerkenswerth ist, zwischen und über
welchem graue Kalkfelsen in mancherlei Formen zu erblicken sind.
Über dem Pnnkva-Aussluß hinaus gegen Norden nimmt das Thal das Gepräge
öder Wildniß und Zerstörung an, daher auch der Name „Ödes Thal". Hierund da
verengen dasselbe ungeheure senkrechte und furchtbar zerklüftete Felswände, in deren Höhlen
Raubvögel ihre sichere Wohnung aufschlagen. Der Weg windet sich zwischen mächtigen Fels-
blöcken hin, welche vor Zeiten von den Wänden rechts und links heruntergerissen wurden,
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Mähren und Schlesien, Band 17"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Mähren und Schlesien, Band 17
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Mähren und Schlesien
- Band
- 17
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1897
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.42 x 21.88 cm
- Seiten
- 750
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch