Seite - 24 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Mähren und Schlesien, Band 17
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Südwesten und Westen in dunklen Gneisfelsen steil zur Thaya und dem hier in diese
einmündenden Granitzbach ab, welcher in einer tief eingerissenen Schlucht dahinranscht,
während es sich gegen Südosten terrassenförmig zur Niederung herabsenkt. Diese Lage
der Stadt in Verbindung mit den Resten mittelalterlicher Bauten, deren graues Mauer-
werk und trotzige Thürme sich von den in nächster Nähe davon errichteten neuen Gebäuden
seltsam abheben, mit den dem Felsen abgerungenen Spazierwegen und den vielen Zier- uud
Weingärten gewährt einen Herz und Auge erfreuenden Anblick. Eine reizende Aussicht
gewährt der Bräuhausgarten der Stadt, dessen Brüstung an dem Rande der hier fast
senkrecht zur Thaya abstürzenden Felsen erbaut ist. Der Blick schweift von hier nach Süd-
osten über die Häuser der unteren Stadt, über die kühn in der Höhe von 45 Meter
den Fluß übersetzende Eisenbahnbrücke der Nordwestbahn und über reichbebaute Gelände
bis zu dem großartigen, in einem schönen Parke gelegenen Gebäude von Klosterbruck,
einem ehemaligen Kloster, in dem früher die k. und k. Genie-Akademie untergebracht war
und welches jetzt als Kaserne verwendet wird, während flußaufwärts der sogenannte
Rabenstein, eine Masse gewaltiger Felstrümmer, am linkenThaya-User entgegenschant
und gegen Nordwesten die tief eingerissene Schlucht des Granitzbaches der Landschaft
eine gewisse Düsterheit verleiht, welche jedoch sofort durch dcu Anblick der jenseits dieser
Thalschlucht hochgelegenen freundlichen Probstei Pöl tenberg gemildert wird.
Das Thayathal von Znaim aufwärts ist durch viele Naturschönheiten aus-
gezeichnet. Der Fluß schlängelt sich mäandersörmig bald zwischen -steil abstürzenden nackten
Felsen, bald wieder zwischen bewaldeten Bergrücken dahin, während von den Thalhöhen
Burgen und Schlösser anf den Wasserspiegel niederschauen, wie Nenhänsel, Hardegg
(Niederösterreich), Frain und- Freistein. Von der Höhe der erstgenannten Burg kann man
den vielgewundenen Lauf der Thaya am deutlichsten erkennen. Dieselbe wird nämlich
von drei bewaldeten Hügeln gezwungen, sich um diese in den wunderlichsten Krümmungen
hernmznwinden, so daß man von hier aus drei verschiedene Flüsse zu sehen glaubt.
Als der Glanzpunkt des Thayathals kann Fra in bezeichnet werden. Ein 145 Meter
hoher, senkrecht zum Flusse abfallender und anf drei Seiten unzugänglicher Felsen mußte
in den Zeiten roher Gewalt zur Errichtung einer Burg einladen. Die natürliche»Festigkeit
brauchte man nnr wenig durch künstliche Vertheidigungsmittel zu ergänzen, um ein
Ritterschloß zn schaffen, das als uneinnehmbar gelten konnte. Als die Bedeutung der alten
Ritterburgen schwand, verfiel die von Frain doch nicht ganz der Zerstörung, sondern aus
ihren Ruinen erblühte neues Leben. Neben und auf den Resten der alten Burg, von der
außer einigen Mauern und zwei gegen den Fluß zu gelegenen Thürmen nichts mehr vor-
handen war, wurde am Ausgang des XVII. uud im Anfang des XVIII. Jahrhunderts ein
neues Schloß erbaut, dessen imposantem Änßeren auch die innere Einrichtnng und Anlage
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Mähren und Schlesien, Band 17
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Mähren und Schlesien
- Band
- 17
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1897
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.42 x 21.88 cm
- Seiten
- 750
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch