Seite - 42 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Mähren und Schlesien, Band 17
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Flußseite das sogenannte Gevatterloch, ein Erdfall (prvpast) von etwa 70 Meter Tiefe.
Am Grunde desselben erblickt man einen Wassertümpel, dessen Spiegel mit dem der Becva
steigt und fällt.
Bei dem schön gelegenen Weißkirchen, wo das sudetische und karpathische Gebirge
in einander übergehen, nimmt die Becva eine südwestliche Richtung an und fließt in einem
sich immer mehr öffnenden Thale voll herrlichen Wiesenflächen uud prachtvollen Gärten an
Leipnik und Preran vorüber, um sich bei Kremsier mit der March zu vereinigen. Vom
linken Ufer steigen die Berge anfangs noch ziemlich unvermittelt empor, an manchen Stellen
mit bedeutenden Abstürzen, so gegenüber von Leipnik, woselbst von einer schroffen,
bewaldeten Höhe die Ruinen der großen alten Bnrg Helfenstein trotzig hernieder-
schauen. Leipnik selbst gewährt einen schönen Anblick, da die alten Ringmauern mit
Thürmen und Zinnen noch zum Theil erhalten sind, über welche die Pfarrkirche mit einem
ifolirten hohen Glockenthurm emporragt.
Gegen P re rau zu tritt das Hügelland immer mehr zurück, und es geht das Becva-
thal in die große Ebene der March über, welche sich längs dieses Flusses von den
Abhängen des mährisch-schlesischen Gesenkes und der daran sich reihenden Karpathen bis zu
den Ausläufern des böhmisch-mährischen Höhenzuges erstreckt, — das fruchtbarste Gebiet
Mährens mit dem trefflichsten Boden für Weizen, Gerste und Zuckerrüben. Daher finden
wir hier nicht nnr schöne und große Dörfer, deren nette Häuser die Wohlhabenheit ihrer
Bewohner anzeigen, sondern auch zahlreiche Malz- und Zuckerfabriken, besonders im
südlichen Theile des Gebietes, welches von einem rechtsseitig mündenden Zufluß der
March „die Hau na" heißt.
Wenn gegen Ende des Frühlings die Saaten bereits hoch emporgeschossen sind und
ein leichter Wind das Halmenmeer in wellenförmige Bewegung setzt, wenn aus dem Grün
der üppigen Getreidefelder lange Streifen roth und weiß blühender Mohnpflanzungen
hervorleuchten, ein leichter Duft aus den Wiesen und Aueu aufsteigt, welche von den
Flüssen in vielen Armen und zahlreichen Windungen dnrchfluthet werden, wenn aus den
Büschen und Wäldern das Flöten der Amsel und der Schlag der Nachtigall an unser
Ohr tönt, wenn die starken Rinder und kräftigen Pferde auf ihren Weideplätzen grasen,
während gewaltige Schaaren weißschimmernder Gänse die Wasserflächen beleben, dann
gewährt wohl auch dieses Gefilde mit feinen zahlreichen Dörfern, Märkten, bethürmten
Städten und der fernen Bergumrahmung ein schönes und herrliches Bild.
In dem nördliche» Theile dieser Fruchtebene liegt am rechteu Ufer der March auf
zwei felsigen Hügeln die zweite Landeshauptstadt Mährens, Olmütz, ehemals eine sehr
bedeutende Festung mit gewaltigen Mauer- und Erdwällen, breiteu uud tiefen Wallgräben
und großen Außenforts auf den flachen Hügeln der Umgebung. Wenn aber auch die Stadt
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Mähren und Schlesien, Band 17
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Mähren und Schlesien
- Band
- 17
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1897
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.42 x 21.88 cm
- Seiten
- 750
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch