Seite - 50 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Mähren und Schlesien, Band 17
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wenig mehr als 300 Meter erreichen, der westliche Theil dagegen aus zerklüfteten wilden
Felsmassen und einem ziemlich breiten kahlen Rücken, dessen Abhänge nnr mit großer
Mühe bewaldet werden konnten. Freilich besteht der Wald oft nur aus bloßem Gebüsch,
da hohe Stämme auf dem felsigen Grunde kein Fortkommen finden. Den höchsten Punkt
erreicht dieser Gebirgskamm im Maidenberg (550 Meter), welcher in einer malerischen
Felswand nordwärts zur Thaya abfällt und eine Aussicht gewährt, welche mit der vom
Hosteinberge an Schönheit wetteifert. Am nordöstlichen Ende dieser Wand liegen aus
einer 428 Meter hohen Felsterrasse die Ruinen der Maidenburg, welche aus der
Ferne weit imposanter aussieht, als sie iu Wirklichkeit ist. Nördlich von derselben uud etwa
100 Meter tiefer ragen drei dunkle scharfkantige Felszinnen hoch über den Wald empor;
es sind dies die sagenberühmten Maidensteine.
Ein reizendes Bergthal mit steilen Felseuwändeu, die sogenannte Klause, trennt den
Maidenberg von dem südwestlich davon gelegenen Kesselberg, an den sich weiter südlich der
Tafelberg reiht. Dieser trägt auf einem kahlen, schroffen und durch eine tiefe Kluft in zwei
Theile gespaltenen Felsen die Überreste der Burg Waisenstein (oft auch Roseustein genannt).
Von hier gelangt man über den Turoldberg, wo sich einige schwer zugängliche Höhlen
befinden, zu dem sich an den Fuß der Polauer Berge schmiegenden Nikolsbnrg mit einem
umfangreichen Schlosse in durchaus bewohnbarem Zustand, das, auf eiuem mäßigen Kalk-
Hügel erbant, hoch über die niedrigen Häuser der Stadt emporragt. An den Abhängen dieses
von derSonne dnrchglühtenKalkgebirges gedeihen die Weinreben und einige Obstgattungen,
insbesondere Pfirsiche, zu besonderer Güte, ja manche daselbst gewonnene Rothweine, wie
z. B, die von Polau, können mit berühmten französischen Sorten Burgunds rivalisireu.
Die natürliche Verbindung, in welcher Mähren und Niederösterreich durch das Thal
der Thaya und March stehen, wurde in der Nähe jenes Marksteines der Polauer Berge
durch die Kunst ungewöhnlich verschönert. Zu Anfang dieses Jahrhundertes floß hier
die Thaya von Eisgrub bis Luudeuburg träge zwischen niedrigen mit Weidengebüsch
bewachsenen User» dahin. Nach größeren Regengüssen traten die schlammigen Finthen
aus, überschwemmten meilenbreit das ebene Land und bildeten an tieferen Stellen bleibende
Sümpfe, aus denen das schwankende Schilfrohr tranrig emporsah. Nur einzelne Auen und
Laubwälder unterbrachen die Einförmigkeit der Gegend. Da begann im Jahre 1805 Fürst
Johann von Liechtenstein die Thaya mit ihren Pfützen und Sümpfen zu regulireu. Hunderte
von Menschen waren dnrch viele Jahre beschäftigt, das ganze Flußgebiet umzugestalten und
ein großes Netz von miteinander verbundenen Teichen und Bächen anzulegen. In sechs
Jahren wurde unter anderem ein Wasserbecken hergestellt, das eine halbe Stunde lang und
eine Viertelstunde breit ist uud von einem Arm der Thaya gespeist wird, während man das
gewonnene Erdreich zu Anschüttungen und Anfüllnngen von tieferen Stellen verwendete.
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Mähren und Schlesien, Band 17"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Mähren und Schlesien, Band 17
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Mähren und Schlesien
- Band
- 17
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1897
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.42 x 21.88 cm
- Seiten
- 750
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch