Seite - 58 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Mähren und Schlesien, Band 17
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Kiesel- und Hornblendeschiefer, die sich häufig in Mähren finden, und nnr ans wenigen
sremden Gesteinen, wie Jadeit, Doch ist zweifellos ein nicht geringer Theil dieser Objecte,
deren schwierige Herstellung sie als sehr werthvoll erscheinen ließ, auf dein Tauschwege
oder durch Wanderschaft in das Land gebracht worden, denn wahrhaft überraschend ist
die große Menge der im Brünner Becken, im Hanna- und Marchthal sowie um Kromau
und Znaim bisher aufgefundenen Steinwerkzeuge. Unter diesen in verschiedene Formen
gebrachten mächtigen Äxten und Hämmern, Meißeln und Bohrern, Schabern und Messern
und nicht selten geschliffenen und polirten Steingeräthen haben schon frühzeitig die künstlich
durchbohrten Hämmer die Aufmerksamkeit auf sich gelenkt und bei den Landleuten zu
abergläubischen Gebräuchen als sogenannte Donner- und Blitzsteine Anwendung gefunden.
Zu den Steingerätheu gehören anch die hie und da, besonders in Gräbern bei Kromau,
Obran, Raigeru, Znaim, beobachteten Mühlsteine und Kornquetscher, nämlich große flache
Gesteinsplatten mit concaver Oberfläche und mehr oder weniger abgenützte Gesteinskugeln
bis zur Faustgröße, mit dereu Hilfe Getreidekörner zu Mehl zerrieben wurden. Ur-
sprünglich wurden die Platten als Opfersteine und die Kugeln als Schleudersteine gedeutet.
Viel mannigfaltiger sind die Werkzeuge und Geräthe aus Bein und Geweihen. Arm-
und Fußknochen, Zehen uud Krallen, Rippen uud Schulterblätter vou kleineren Thieren
und Vögeln fanden ihre Verwendung. Die aus diesen erzeugten Nadeln, Ahlen, Bohrer,
Messer und Griffel und Handhaben für Steinwerkzeuge bekunden einen bedeutenden
Fortschritt der Technik. Von nicht geringem Interesse sind künstlich durchbohrte, einseitig
abgeschliffene Arm- und Fußkuocheu von Pferd und Rind, die offenbar als Schlittknochen,
wie bei den heutigen Eskimos, theils als Schleifschuhe,theils als Unterlagen von Holzschlitten
Verwendung gefunden haben. Derartige Schlittknochen, zuerst 1864 iu Olmütz gefunden,
sind jetzt schon in mehreren Orten in Mähren (Kromau, Znaim:c.) beobachtet worden.
Aus der Kromaner Gräberstätte stammt auch eine kleine Hirtenpfeife ans Hirschgeweih.
Mannigfaltig sind die nichtmetallischen Schmuck gegenstände. An Stelle der
durchbohrten Zähne diluvialer Thiere treten solche von Hausthieren, vom Schwein,
Rind und Hund und von kleineren Raubthieren, ferner buntgefärbte kleine Schnecken
uud perlmutterglänzende Flußmuscheln. Seltener sind die aus receuteu Meeresmuschelu
geschnittenen Perlenstücke und Armbänder (Kromau). Später erst treten Perlen aus Glas
(Beczifkala, Znaim) und Bernstein (Proßnitz, Müglitz, Ptin, Höhlen um Brünn :c.) an
deren Stelle. Bernstein bildete einen Haupthandelsartikel von der Ostsee nach dem Süden
von Europa längs der Bernsteinstraße, welche unser Land von Nord nach Süd durchzog.
Als neues Culturelement der jüngeren Steinzeit Mährens tritt das Thongefäß
auf, dessen der Diluvialmensch nach den bisherigen Ergebnissen der Forschung wohl noch
entbehrte. In dieser frühen Zeit geschah die Anfertigung der Gefäße noch ohne Töpferscheibe,
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Mähren und Schlesien, Band 17
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Mähren und Schlesien
- Band
- 17
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1897
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.42 x 21.88 cm
- Seiten
- 750
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch