Seite - 62 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Mähren und Schlesien, Band 17
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Versuchen ihres plastischen Wirkens zunächst organische Wesen ihrer Umgebung, bald
Haus- bald Waldthiere, zu Grunde zu legen. Hierher gehört die kleine Pferdefigur aus
dem Grubenfelde von Obrau bei Brünn und der angeblich aus der Beeziskala stammende
Apisstier, der wie die Mehrzahl der Bronze-Objecte den Charakter der Bronzen der
Hallstatt-Periode an sich trägt.
Was die Objecte aus Eisen betrifft, so steht die Thatsache fest, daß mit
mährischen Fundobjecten ans Bronze und Kupfer solche aus Eisen höchst selten beobachtet
wurden und daß dieses Fehlen nicht auf eine nachträgliche Zerstörung durch Rost zurück-
geführt werden kann. Anderseits deutet das gleichzeitige Vorkommen von Objecten aus
Bronze, nämlich Fibeln, Spiralen, Eisten und dergleichen, aus Glas und Bernstein
(Perlen), aus Gold (Schläfeuriuge) mit mehreren rohen Eisenklumpen (Luppeneisen) und
eisernen Schmiedehämmern in der Vorhalle der Beczifkala bei Brünn auf eine uralte
Eisenindustrie in Mähren. Thatsächlich finden sich in dem waldigen Terrain bei Rubitz
nächst Blansko, noch heute dem Sitz eines regen Eisensteinbergbaues, hie und da kleine
Eisenschlackenhügel mit Bruchstücken von rohen Thongefäßen, in welchen Eisen aus Erzen
geschmolzen und in Luppeueiseu umgewandelt wurde. Dieses Terrain gehört dem Wald-
gebiete zwischen der Moldau im West nnd der March im Ost an, in welches schon
die römischen Elassiker, z. B. Ptolemäus, den Sitz einer bedeutenden Eisenindustrie
„im Lande der Quadeu" verlegten.
Diese bedeutungsvollen Funde aus der Becziskala werden mit vielen ähnlichen in
Mähren, so auf der Alikletna bei Lösch, bei Buchlau, Zuaim, Klentnitz bei Nikolsburg,
Bernhardsthal und Pirnitz, woselbst gleichzeitig Waffen und verschiedene Objecte aus Eisen
beobachtet wurden, der l 'sne genannten jüngeren Periode zugerechnet, welche den
Übergang zur historischeu Zeit vermittelt, wie dies gleichzeitig gefundene römische Münzen
aus den ersten Jahrhunderten unserer Zeitrechnung beweisen.
Von der größten Bedeutung für die Urgeschichte Mährens sind die zahllosen
prähistorischen Gräber stätten, welche die sichersten Anhaltspunkte für dieBeurtheiluug
der Sitten und Gebräuche, Werkzeuge und Geräthe, Waffen und Schmucksachen der
damaligen Bewohner geboten haben.
Im Allgemeinen finden wir in Mähren beide Hauptarten der Bestattung, nämlich
mit oder ohne Leichenverbrennung, doch zeigt sich in diesem scharfen Gegensatze das ver-
mittelnde Glied, daß oft nur einzelne Theile des menschlichen Körpers verbrannt und
in Urnen beigesetzt wurden, oder gleichzeitig beide Bestattungsarten für verschiedene
Stände (Verbrennung der Krieger zum Beispiel) in Übuug waren. Ein wesent-
licheres Unterscheidungsmerkmal bildet indessen die Art des Grabes, als welche wir in
Mähren vornehmlich Flach- oder Reihengräber, viel seltener Hügelgräber unterscheiden.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Mähren und Schlesien, Band 17
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Mähren und Schlesien
- Band
- 17
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1897
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.42 x 21.88 cm
- Seiten
- 750
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch