Seite - 74 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Mähren und Schlesien, Band 17
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herrschenden Onkel; wie Rastiz früher die nnznfriedenen fränkischen Großen und Söhne
König Ludwigs gegen diesen unterstützte, so begab sich Svatoplnk sammt seinem Fürstenthum
unter den Schutz des deutschen Königs, und als ihn deshalb Rastiz zur Verantwortung
ziehen wollte, überlistete er ihn, nahm ihn gefangen nnd lieferte ihn den Dentschen aus,
worauf Rastiz auf dem Reichstage zu Regensburg 870 zum Tode verurtheilt, von König
Ludwig aber zur Strafe der Blendung begnadigt wnrde. Er starb geblendet in einem
Kloster. Aber Svatoplnk genoß nicht sofort die Früchte seines Verrathes; da er verdächtigt
wurde, daß er einen Aufstand gegen die Franken plane, ward er gefangen und nach
Deutschland geschickt. Diese Erfolge benützten die Bischöfe der Metropole Salzburg,
welche die Erneuerung der alten Erzdiöeese Pannoniens als einen Eingriff in ihre Rechte
betrachteten, um die früheren Grenzen ihrer Diöcefe wieder herzustellen. Der Salzburger
Erzbischof Adalwiu lud, ohne dazu berechtigt zu sein, den Erzbischof Method vor sein
Gericht, welcher der Vorladung Folge leistete, ohne daß er hierzu verpflichtet war. Die
Leidenschaften waren so entbrannt, daß man den mährischen Erzbischof sogar thatsächlich
mißhandelte; dritthalb Jahre wurde er in Gewahrsam gehalten und erst auf strengen
Befehl von Rom im Frühjahr 873 freigelassen.
Die Mährer, empört über die unwürdige Behandlung, welche ihre beiden Fürsten
Rastiz und Svatoplnk erdulden mußten, erhoben sich unter Führung eines Verwandten
ihres Fürstenhauses, Slavomir, welcher Priester war. Die Franken glaubten den Ausstand
dadurch unterdrücken zu können, daß sie Svatoplnk freigaben und mit einem Heere nach
Mähren schickten, um die Empörung zu ersticken. Doch in Mähren angelangt, fiel Svatopluk
im EinVerständniß mit seinen Landsleuten über die Franken her, von welchen nur wenige
dem Verderben entrannen. Von dieser Zeit an blieb Svatoplnk ein gefährlicher Gegner des
deutschen Reiches. Wenn auch der Forchheimer Vertrag (874) den Krieg, welcher 872
zwischen Svatopluk und König Ludwig geführt wurde, in der Weise beendigte, daß durch
zehn Jahre (874 bis 884) Friede zwischen Großmähren und dem deutschen Reiche herrschte,
so sau« der mächtige Mährerfürst doch beständig auf Wege und Mittel, um sich der
Oberhoheit des deutschen Reiches vollständig zn entziehen. Er benutzte nicht nur die Mittel,
welche schou Rastiz angewendet hatte, um den dentschen Herrschern Verlegenheiten zu
bereiten, insbesondere dnrch Unterstützung der unzufriedenen Elemente im Reiche selbst und
namentlich durch Freundschaftsbündnisse mit den benachbarten Böhmen und über Böhmen
hinaus mit den Elbeslaven, die über seine Anregung mehr als einmal gegen das Reich mit
den Waffen in der Hand aufstanden. Auch die Zerwürfnisse im fränkischen Kaiserhause nach
dem Tode Ludwig des Deutschen und der aufstrebende Ehrgeiz des allerdings tüchtigen
unehelichen Sohnes Karlmanns, Arnulf, wie auch die Dreitheiluug Deutschlands kamen
Svatopluk zu statten. So benützte er einen Streit zwischen Wilhelm nnd Engelschalk, den
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Mähren und Schlesien, Band 17"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Mähren und Schlesien, Band 17
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Mähren und Schlesien
- Band
- 17
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1897
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.42 x 21.88 cm
- Seiten
- 750
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch