Seite - 82 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Mähren und Schlesien, Band 17
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des Königs,Rudolf, durch seine Heirat mit der Witwe Wenzels II., Elisabeth, den böhmischen
Thron zu besteigen, aber dieser vortreffliche Herrscher starb schon 1307 (3. Juli), worauf
Heiurich von Kärnthen die böhmische Krone erhielt. Heinrich wurde jedoch bald in Böhmen
derart unbeliebt, daß die böhmischen Großen die Krone dem deutschen König Heinrich von
Luxemburg antrugen, der sie zwar nicht für sich annahm, aber seinen damals vierzehn-
jährigen Sohn Johann den Böhmen als König empfahl (1309). Johann verschrieb den
österreichischen Herzogen als Entschädigung 50.000 Mark, bis zu deren Auszahlung ihnen
die Einkünfte Mährens verpfändet wurden.
Wie in Böhmen, so bestand auch in Mähren eine große Gährnng der Parteien, die
in offenen Kneg ausbrach, dnrch welchen namentlich die Städte und das Landvolk zu
leiden hatten. Deshalb wurde der junge König als er anfangs Juni 13 ll im Lande
erschien, begeistert empfangen, weil man von ihm die Bestrafung der Landesschädiger und
die Herstellung der Ordnung im Lande erwartete. Nachdem der König den Mährern mit
dem Privilegium vom 18. Juni 1311 wichtige Freiheiten ertheilt hatte, welche die Grund-
lage der späterhin vielfach vermehrten Rechte der Stände bildeten, zog er gegen die
Unruhestifter ins Feld und stellte durch Zerstörnng der gefürchtetsten Raubburgen die
Ordnung im Lande her (1312). Drei Jahre später (1315) kam König Johann wieder
nach Mähren, nm das Land vor den Beutezügen des Grafen Matthäus von Trencin zu
schützen, dessen Haufen von dem Könige geschlagen und vertrieben wurden.
An der Unzufriedenheit, welche, wie aus der böhmischen Geschichte bekannt, nnter
dem böhmischen Adel gegen König Johann ausbrach, war auch Mähren betheiligt, wo an
der Spitze der Opposition Heinrich von Lipa stand, der zu den bedeutendsten Staats-
männern Mährens gehört, dessen Charakter ebenso fest, aber auch ebenso biegsam wie
Stahl war. Es war ein Glück für Mähren, daß nach Beilegung des Streites zwischen
dem König und der Adelsopposition Heinrich von Lipa zum Landeshauptmann in
Mähren ernannt wurde (1321), da während seiner achtjährigen weisen Verwaltung die
öffentlichen Zustände sich wesentlich besserten, so daß, als der siebzehnjährige Königssohn
Karl mit dem Markgrafthum Mähren belehnt wurde (1333), das Land sich rasch von den
Folgen der Unruhen erholte. Die erste Sorge des Markgrafen Karl war, die von seinem
Vater verpfändeten Krongüter in Mähren von den Pfandinhabern auszulösen, um dem
markgräflichen Hofstaate eine sichere Grundlage zu verschaffen. Ein großes Verdienst um
Mähren erwarb sich Karl als König durch Organisation der Landtafel im Jahre 1348;
die Landtafeln bei den kleineren Gerichtsbezirken wurden aufgehoben und es ver-
blieben nur die Landtafeln bei den großen Landrechten in Olmütz und Brünn, in welche
allein fürderhin alle Veränderungen im Besitzstande der nicht nnterthänigen Grnnd-
complexe und alle Forderungen des Hypothekarcredits eingetragen werden durften.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Mähren und Schlesien, Band 17
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Mähren und Schlesien
- Band
- 17
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1897
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 15.42 x 21.88 cm
- Seiten
- 750
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch